Chronik

Das Internet-Café in Betrieb
Arpil 2003

ICT – Was ist das nun schon wieder? Die Internationalen Chaos Tage oder etwa Inter City Toilette? Nun, weit gefehlt! Weder die genannten Erklärungsversuche noch ein Internationales Komitee für Irgendwas steht hinter dem Kürzel ICT, sondern das neue Internetcafe Thomasberg in unserem Pfarrheim. Betrachtet man den regen Betrieb im neu eingerichteten Sitzungsraum im Thomasberger Pfarrheim, erscheint das Internetcafé als eine Institution, die von den unterschiedlichsten Nutzern angenommen wird, als wären Internet und Internetcafé gleich beim Bau des Pfarrheims integraler Bestandteil gewesen.

Die bei der Eröffnung am 31. August 2002 von Martin Harder vorgestellten Kursmöglichkeiten werden mit großem Interesse angenommen, was die 100 %-tige Auslastung zeigt. Dies sollte jedoch keinen Interessierten davon abhalten, sich beim Pfarr- bzw. Wallfahrtsbüro nach den nächsten Terminen zu erkundigen. Zur Zeit jedenfalls nehmen an fünf Abenden die Woche jeweils fünf Kursteilnehmer die Gelegenheit wahr, unter der fachmännischen Anleitung von Spezialisten – neben Martin Harder noch die Herren Christian Kock und Georg Verweyen – sich mit den Nutzungsmöglichkeiten des PC im Allgemeinen oder mit dem Internet im Besonderen auseinanderzusetzen. Dabei zeigen die Reaktionen der Kursteilnehmer in den ausgelegten Beurteilungsbögen, dass nicht nur die fachliche und pädagogische Fähigkeit der Referenten, sondern auch die Möglichkeit des intensiven betreuten Lernens in kleinen Gruppen sehr geschätzt wird. Das Kursangebot kann im Einzelnen in den unter anderem in den Kirchen ausgelegten Flyern sowie im Internetauftritt unserer Pfarre - dazu später noch mehr -  eingesehen werden.

Die diversen Einsteiger-Kurse berücksichtigen, dass viele Menschen – hierbei oftmals die Älteren – eine hohe Hemmschwelle empfinden, sich mit dem Computer oder gar dem Internet auseinanderzusetzen. Dabei kann es schon ein Problem darstellen, dieses Ding überhaupt zu starten. Es ist deswegen von großer Bedeutung, dass die Kursteilnehmer von unseren Referenten behutsam an den PC herangeführt werden, um sich dann mit viel Spaß dieses Medium erschließen zu können. Auf der anderen Seite ist festzustellen, dass die Jugendlichen den Umgang mit PC und Internet ebenso schnell lernen wie das Fahrradfahren (manchmal auch schneller, wie es scheint). Dabei ist die Hilfestellung von Erwachsenen möglicherweise ebenso unerwünscht wie unnötig (zu erörtern, inwieweit dies auch so geschehen sollte, ist dabei ein anders Thema). Das Internetcafé steht auch für diese fortgeschrittene Klientel zur Verfügung, um mit high speed durch das Internet zu surfen. Ansprechpartner dafür sind Markus Richter und Michael Müller.

So sinnvoll diese Einrichtung auch erscheinen mag, so sehr ist sicherlich die Frage erlaubt, warum sich ausgerechnet die katholische Kirche vor Ort die Verbreitung des Internets auf ihre Fahnen heftet. Sieht sie etwa die Möglichkeit, ihr leicht verstaubtes Image durch ein paar nette Marketingaktionen zu polieren oder gar zu korrigieren? Die Antwort darauf fällt leicht: Das hat unsere Pfarre gar nicht nötig. Der Grund für die Bereitschaft von Pastor Woelki,  Pfarrgemeinderat (PGR) und Kirchenvorstand (KV), dieses Projekt zu unterstützen und zu fördern, ist vielschichtig.

Zunächst einmal ist das Internet ein Kommunikationsmedium wie andere auch: Briefe, Telefon und Fax,  Bücher, Zeitungen und Illustrierte, Werbebroschüren, Radio und Fernsehen etc. Es liegt mir gar nicht daran, die Vor- und Nachteile des Internets gegenüber anderen Kommunikationsarten aufzulisten. Wichtiger ist die Erkenntnis, dass das Internet Teil unserer modernen Gesellschaft geworden ist, ob es uns passt oder nicht. Genau so wenig, wie man sich dauerhaft gegen die Verbreitung von Fernsehen und Telefon hat wehren können und wollen, so kommt es auch beim Internet darauf an, ob man in der Lage ist, die sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen. Dies beinhaltet, dass man sich sowohl die technischen Voraussetzungen und Fähigkeiten einer Nutzung erarbeiten muss als auch die Fähigkeit, mit der gleichen Verantwortung mit diesem Medium umzugehen, wie man es zum Beispiel mit der eigenen Sprache auch tun würde. Gerade Kommunikation – miteinander reden und einander zuhören – ist eine Domäne der Kirche. Es ist daher wenig verwunderlich, wenn sich gerade die Kirche in unserer Pfarre darum kümmert, dass auch älteren Menschen der Zugang zu diesem neuen Medium eröffnet wird. Ebenso ist durchaus beabsichtigt, dass das Internetsurfen mit virtuellen Freunden und Gesprächspartnern keine einsame Veranstaltung cybergespaceter Nesthocker ist, sondern durchaus als Gruppenerlebnis realer Menschen stattfinden kann. Den Lernprozess Internet im Sinne von Technik als auch im Sinne von verantwortlichem Umgang anzustoßen, ist ein wichtiges Anliegen von PGR und KV.

Darüber hinaus ist von großer Bedeutung, dass die Kirche sich wichtiger gesellschaftlicher Komponenten unseres Lebens nicht verschließt. Die Kirche ist überall da, wo Menschen sind. Sind diese nun gerade auf der Datenautobahn unterwegs, dann sollte auch die Kirche dort nicht fehlen. Dabei ist die Rolle eines nahen Rastplatzes, auf dem Geist und Seele verweilen und auch die  Energiereserven aufgefüllt werden können sicherlich eine angemessenere Rolle als die des Geisterfahrers. Es ist daher wichtig, dass Kirche sich also auch dort zu erkennen gibt und positioniert. Sie zieht dabei sowohl diejenigen an, die ohnehin diesen Rastplatz ansteuern wollten als auch möglicherweise einige derjenigen, die eigentlich vorbeifahren wollten. Vielleicht kommt der eine oder andere ja auch wieder...? Der Internetauftritt unserer Pfarre im Rahmen des Auftritts des Pfarrverbands Königswinter am Oelberg ist ein Beweis dafür, dass auf diese Weise unser sehr vielschichtiges Pfarrleben auch lebendig dargestellt werden kann und die Funktion des Rastplatzes – nicht nur auf der Datenautobahn - erfüllt.

Letztlich, und dies ist allen klar, ist es nicht eine Frage des Kommunikationsmediums, ob die Kirche auch heute noch eine Botschaft hat oder nicht, sondern eine Frage der Überzeugung und der Überzeugungskraft. Das Internet ist dabei nur ein Instrument neben Pfarrbrief, Aushängen usw. Am wichtigsten dürfte auch in Zukunft sein, dass Menschen in persönlichem Kontakt miteinander reden. Dies kann und soll auch das Internet nicht ersetzen.

Last not least soll an dieser Stelle erwähnt sein, dass Idee, Umsetzung und betriebliche Organisation des Internetcafés voraussetzten, dass Gelder beantragt, Spenden gesammelt, Umbauten beauftragt und beaufsichtigt, Konzepte erarbeitet, Flyer gedruckt und verteilt, Referenten gesucht und vieles mehr getan wurde und auch weiterhin zu tun ist. Dafür und für seinen Einsatz um den Internetauftritt unserer Pfarre und unseres Pfarrverbands gilt dem Motor dieser Entwicklung, Franz Bellinghausen, ein herzliches Dankeschön. 

Prof. Dr. Norbert Seeger
veröffentlicht im
Pfarrbrief St. Joseph und S. Judas Thaddäus Thomasberg- Heisterbacherrott Ostern 2003