Chronik

Mit einem literarischen Quartett in die Ferien

BUCH Susanne Nowak und Dorothee Blasum lesen mit Bücherfreunden preisgekrönte
Weltliteratur. Vier Werke fern der “Alltagskost”. Beim Walking entsteht der Kontakt

Von Corinna Hausemann

HEISTERBACHERROTT. ,,Warum sollen wir nicht so eine Art literarisches Quartett hier in Heisterbacherrott veranstalten?", fragten sich Susanne Nowak und die Leiterin der katholischen öffentlichen Bücherei, Dorothee Blasum. Gesagt - getan. Ab September findet in der Bücherei eine Lesereise statt, bei der sich Bücherfreunde über ausgewählte Werke austauschen können. ,,Die Freude am Lesen steht dabei im Vordergrund", sagt Nowak Die promovierte Germanistin moderiert die Veranstaltung ,,Preisgekrönte Weltliteratur -ein Buch zusammen lesen".
  ,,Gelesen und besprochen werden vier Bücher, die einerseits sehr unterschiedlich sind und doch so einige Gemeinsamkeiten haben", beschreibt Nowak den Lesestoff. ,,Ein Kriterium für die Auswahl war, dass mir die Bücher selbst gut gefallen haben", sagt die Buchfreundin. Allen vier Büchern gemeinsam sind essentielle und philosophische Fragestellungen. Zudem erhielten alle einen Literatutpreis. Sie entsprechen nicht literarischer Alltagskost, sondern sollen zum Lesen von etwas ,,schwererer Literatur" anregen - vielleicht schon in den heute beginnenden Ferien.
  Gelesen wird etwa die Geschichte des Polarforschers John Franklin, der sein ,,Defizit", seine Langsamkeit in seine Stärke umwandelt. Hypothetische Annahmen zur Entstehungsgeschichte der Welt in Dialogform beinhaltet das zweite Buch: ,,Ishmael" von Daniel Quinn. Die Rassenfrage in Harlem von 1926 wird in ,,Jazz" von Toni Morrison behandelt. Um das Leben zweier Schwestern, die 1916 geboren und als Säuglinge getrennt wurden, geht es in ,,Die Zwillinge" von Tessa de Loo. Die Schwestern treffen sich nach 40 Jahren zufällig wieder und arbeiten ihr Leben und die Geschichte seither auf.
  Über die Bücher soll an vier Abenden von September bis Dezember, jeweils mittwochs von 19.30 bis 21.45 Uhr, in der katholischen öffentlichen Bücherei, Oelbergstraße 10 in Heisterbacherrott, gesprochen werden. Themen sind Inhalt und Aufbau der Werke sowie persönliche Eindrücke der Leser. Einige germanistische Blicke auf die Bücher sollen die Bücherfreunde zum Gespräch anregen. Was zeichnet gerade diese Bücher aus, wird zum Beispiel eine von vielen Fragen lauten. Bis zum jeweiligen Treffen sollten die Bücher gelesen worden sein. Anmelden für die Lesereise kann man sich ab sofort in der Bücherei. Noch sind einige Plätze frei. Die Teilnahmegebühr beträgt 18 Euro. Die beiden Veranstalterinnen haben sich nicht, wie man annehmen könnte, in der Bücherei kennengelernt. Stattdessen trafen sie sich erstmals beim Walking. Schnell erschloss sich ihnen ihre gemeinsame Passion, das Lesen. Während die Büchereileiterin vor allem Biographien und zeitgeschichtlliche Werke verschlingt, liest Susanne Nowak so ziemlich alles, was ihr in die Hände fällt. Von Frauenliteratur über Goethe bis hin zu Krimis und psychologischen Sachbüchern. Als dann seitens des Katholischen Bildungswerks im Rhein-Sieg-Kreis angefragt wurde, ob Heisterbacherrott ein solches Leseseminar durchführen wolle, war es keine Frage mehr, wer dies übernehmen könnte.

Die katholische öffentliche Bucherei, Oelbergstraße, ist sonntags zwischen 10 und 12 sowie mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr geöffnet, auch während der Ferien.

DIE BÜCHER

Alle Bücher sind in der Bücherei zu entleihen oder als Taschenbuch im Buchhandel erhältlich. Behandelt werden:

  • am 17. September: Sten Nadolny: ,,Die Entdeckung der Langsamkeit" , Ingeborg-Bachmann-Preis 1980; Eine Biographie des Polarforschers John Franklin, der alles in seinem Leben meistert, dies allerdings ungewöhnlich langsam.
  • am 15. Oktober: Daniel Quinn, ,,Ishmael"; Ted Turner Tomorrow Award 1990, USA. Das Buch in Dialogform beschreibt eine hypothetische Annahme der Entstehungsgeschichte der Welt.
  • am 12. November: Toni Morrison, ,,Jazz", Literatur-Nobelpreis 1993, USA.
  • am 10. Dezember: Tessa de Loo, ,,Die Zwillinge", Von-der-Gablentz-Preis 1994 und verschiedene niederländische Auszeichnungen, Niederlande.                              hcor

Quelle: General-Anzeiger vom 31. Juli 2003