Chronik

Ihr Platz ist zwischen Altar und Kirchenbank
MUSIK
Eine einzigartige Truhenorgel aus Kirschbaumholz steht seit wenigen Tagen in der katholischen Kirche Ittenbach. Bad Honneferin spendet 25000 Euro

Von Caren Langer

KÖNIGSWINTER. ,,Unsere neue Orgel ist in ihrer Art einmalig, ein echtes Unikat." Pfarrer Udo-Maria Schiffers und Küster Peter Höller sind von ihrer Neuerwerbung ganz begeistert. Denn für die katholische Kirche ,,Zur schmerzreichen Mutter" in Ittenbach haben sie eine einzigartige Truhenorgel aus Kirschbaumholz anfertigen lassen.
Die kleine Orgel - etwa 1,30 Meter hoch und 1,50 Meter breit - steht nun frei im Raum etwas seitlich zwischen den Kirchenbänken und dem Altar. ,,Mit ihrem zierlichen Äußeren passt sie hervorragend zu unserer Ausstattung", meint Udo-Maria Schiffers, ,,denn da es eine Marienkirche ist, achte ich immer darauf, dass auch die Ausstattungsstücke weiblich und feingliedrig wirken". Da die Orgel vergleichsweise klein und leicht ist, kann sie sogar, falls es nötig sein sollte, von vier Personen an eigens eingearbeiteten Griffen getragen und versetzt werden.
Ursprünglich hatte eine Orgelbaufirma aus Kevelaer die Orgel für eine Schlosskapelle in Ungarn anfertigen wollen. Doch der Auftrag wurde nie ausgeführt, und so konnten sich Schiffers und Höller auf ihrer Suche nach einem passenden Instrument für ihre Kirche für diesen Entwurf entscheiden. Nach ihren Vorgaben wurde die Truhenorgel dann eigens für die Ittenbacher Kirche gebaut. ,,Die neue kleine Orgel soll unsere große Orgel natürlich nicht ersetzen", erklärt Peter Höller, ,,aber wenn ich vorne sitze, habe ich einen besseren Kontakt zur Gottesdienstgemeinde und kann besser auf sie reagieren. Und für die Leute ist es auch einfacher, wenn sie den Orgelspieler sehen".
Dass die Orgel kein Pedal und nur vier Register habe, stelle eine bewusste Einschränkung beim Spielen dar, erläutert der Organist. Die tiefen Töne, die er sonst mit dem Pedal erzeuge, müsse er nun mit dem Manual, den Tasten, ausgleichen. Nötig geworden war der Kauf einer zweiten Orgel, da die Orgeltribüne der Kirche für Instrumentalisten und einen Chor zu klein ist. Zuerst habe er die Tribüne erweitern wollen,  erzählt Udo-Maria Schiffers, aber das wäre zu aufwändig gewesen und hätte auch den Kirchenraum beeinträchtigt. Als er das Problem in einem privaten Gespräch erwähnte und andeutete, eine kleine Truhenorgel könne Abhilfe schaffen, erklärte sich eine Dame aus Bad Honnef spontan dazu bereit, 25 000 Euro für diese Anschaffung zu spenden. Mit einem Preis von etwa 37 000 Euro sei die neue Orgel zwar etwas teurer geworden als zuerst gedacht, doch Pfarrer Schiffers hofft, den fehlenden Betrag durch weitere Spenden decken zu können. Nach einer Bauzeit von sieben Monaten steht die kleine Orgel nun seit Anfang des Monats in der Kirche ,,Zur schmerzreichen Mutter". Ihren ersten Einsatz hatte sie am vergangenen Wochenende - unter anderem im Kindergottesdienst. ,,In Zukunft werden wir sie hauptsächlich zur Begleitung des Kirchenchors und des Kinderchors, bei Werktagsgottesdiensten und Gottesdiensten mit Instrumentalisten nutzen", sagt Küster Höller.
Am kommenden Sonntag um 17 Uhr wird die Truhenorgel ihre Premiere vor einem großen Publikum haben, denn dann wird sie zur Begleitung eines Konzertes mit sechs Kirchenchören aus dem Pfarrverband Königswinter - Am Oelberg spielen.

Quelle: General-Anzeiger vom 9. Oktober 2003