Chronik

06.01.2005

Oberpleiser Kirche birgt ein echtes Schmuckstück
DREIKÖNIGSFEST
Sankt Pankratius beheimatet ein kostbares romanisches Relief. Sein Ursprung liegt im Mittelalter, als auch Köln in den Genuss des Reliquienkults kam

Kostbar: Das Dreikönigsrelief in der ehemaligen Benediktinerpropstei Sankt Pankratius in Oberpleis.   FOTO: KLÖHS

Von Karljosef Klöhs

OBERPLEIS. Zum weihnachtlichen Festkreis gehört auch das heutige Dreikönigsfest. Vermischt mit heidnischen Inhalten traten in der Frömmigkeit der einfachen Menschen des Mittelalters die heiligen drei Könige in den Vordergrund. Dies galt erst recht für das katholische Köln mit seinen aus Mailand stammenden Reliquien der Dreikönige. 1164 war Erzbischof Rainald von Dassel als Kanzler Kaiser Friedrich Barbarossas der „Coup" gelungen, die Gebeine in die Domstadt zu holen und Köln fortan im Kreis der wichtigsten Pilgerziele in Europa zu etablieren. Verbunden damit war ein gewaltiger wirtschaftlicher und politischer Machtgewinn für die Stadt, die noch heute drei Kronen im Wappen führt.

Genau in diese Zeit fällt auch die Entstehung eines der Schmuckstücke der ehemaligen Benediktinerpropstei Sankt Pankratius in Oberpleis - des Dreikönigenreliefs. Dieses romanische Altarbild besteht aus drei Tafeln. Während die äußeren aus Tuff bestehen, wurde die mittlere aus Kalkstein gefertigt. Noch vor der umfassenden Kirchenrenovierung in den 1880er Jahren war die Plastik an der rechten Seite des Chores eingelassen. Dann auf den rechten Seitenaltar gesetzt, steht das Steinrelief heute auf dem Hochaltar in der Apsis. Der Historiker Robert Flink vermutete als ursprünglichen Standort den Vorsatz des Hauptaltars in der Krypta.

Mittig thront Maria mit dem Kinde starr nach vorn blickend. In ihrem Haupte befindet sich eine vermutlich für Reliquien gedachte Öffnung. Gottes Sohn mit weit geöffneter rechter Hand blickt zu den Dreikönigen, die nie förmlich heilig gesprochen wurden. Seit dem 6. Jahrhundert setzten sich die heutigen Namen durch. Drei Lebensaltern zugeordnet heißt der Älteste Caspar, der Mittlere Balthasar und der Jüngste Melchior. Einer der Drei, zunächst Kaspar, später aber Melchior, galt als Schwarzer und Vornehmster. Sinnbildlich stehen die Dreikönige für die damals drei bekannten Erdteile: Afrika, Asien und Europa. Wie die Dreikönige symbolisch Gold für den König, Weihrauch für Gott und Myrrhe für die Erlösung spendeten, sollten die gläubigen Menschen Opfer bringen, um ihr Seelenheil zu erflehen. Durch die fast kniende erste Königsfigur wird die huldigende Anbetung der Gruppe deutlich. Besonders fein herausgearbeitet hat der unbekannte Bildhauer den Faltenwurf der Gewänder. Dies gilt auch für die rechts positionierten drei Engel als Bild für den Himmel. Während bei den Königenfiguren die aufrechte Linienführung durch die waagerechte Anordnung der Ärmel unterbrochen wird, fließen bei den Engeln die Gewänder fast ungestört nach unten. Und so erscheint dieses Trio wie aus einer anderen Welt.

Quelle: General-Anzeiger vom 6.1.2005

Der Verfasser dieses Artikels,
Karljosef Klöhs,
ist auch Verfasser des Buches

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