Chronik

09. Oktober 2004

Woelki fehlt die Kraft für das Pastorenamt
KIRCHE
Pfarrer scheidet zum Jahresende endgültig aus. Udo Maria Schiffers übernimmt seine Gemeinde

Von Hansjürgen Melzer

THOMASBERG/HEISTERBACHERROTT.

Abschied nehmen heißt es für Pastor Paul Woelki in wenigen Wochen.
FOTO: HOMANN

Der lang anhaltende Beifall und die stehenden Ovationen in der Thomasberger Kirche Sankt Joseph am Samstagabend hätten falsch verstanden werden können. Eben hatte Pfarrer Paul Woelki sein Ausscheiden als Pastor der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Judas Thaddäus und Sankt Joseph zum Ende des Jahres bekannt gegeben.
   Ähnliche Bekundungen hatte es vor knapp zwei Jahren gegeben, als Woelki seinen Entschluss, zum 1. Juli 2003 auszuscheiden, zurückgenommen hatte. Der Besuch von 200 Gemeindemitgliedern, die zu seinem 70. Geburtstag eigens in den Schwarzwald gereist waren, hatte den Priester schwer beeindruckt und seine Entscheidung überdenken lassen. Seine damalige Ankündigung, noch bis zu seinem 75. Geburtstag im Herbst 2007 weiterzumachen, konnte er mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand nun aber doch nicht einhalten. Mit 72 Jahren ist nun endgültig Schluss.
   „Mir fehlt die Kraft", sagte Woelki in den beiden Messen am Wochenende. Nach seinem Ausscheiden aus dem Pastorendienst wird er von seiner Wohnung neben der Thomasberger Kirche in das Lukasheim der Kirchengemeinde Zur schmerzreichen Mutter nach Ittenbach ziehen. Dort hat ihm Pfarrer Udo Maria Schiffers einen Platz angeboten: Der Umzug nach Ittenbach entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Nach ihrem Ausscheiden sind katholische Pfarrer eigentlich gehalten, sich eine Wohnung außerhalb ihres alten Pfarrverbandes zu suchen. Dahinter steht der Gedanke, dass der Nachfolger leichter Fuß in der neuen Gemeinde fassen kann, wenn sein Vorgänger nicht mehr vor Ort wohnt.
  Bereits jetzt steht aber fest, dass Schiffers künftig auch für Heisterbacherrott und Thomasberg verantwortlich sein wird. Damit wird ein bereits seit geraumer Zeit feststehender Plan des Erzbistums endgültig umgesetzt:  Danach sind im Pfarrverband Am Oelberg künftig nur noch zwei Seelsorger tätig, nachdem der Oberpleiser Pfarrer Dirk Baumhof bereits seit einiger Zeit die Gemeinde Sankt Margareta in Stieldorf mitbetreut.
  Als ein „Zeichen brüderlicher Verbundenheit, dass Pfarrer Schiffers in Zukunft mit uns zusammenarbeiten wird", wertete Woelki das Angebot seines Priesterkollegen, ihn in Ittenbach aufzunehmen. Im Hinblick auf die künftige Zusammenarbeit der Gemeinden sieht Woelki „das Zeichen als einen Lichtstrahl, der uns ermutigt". An dieser gemeinsamen Zukunft will auch er im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter mitarbeiten. Seine Gemeindemitglieder, die sich erst vor wenigen Jahren an die Fusion der beiden Pfarren Sankt Joseph und Sankt Judas Thaddäus zu einem Pfarrverband gewöhnen mussten, werden sich erneut umstellen müssen. Noch weitaus größere Veränderungen werden in den nächsten Jahren allerdings die Sparmaßnahmen des Erzbistums bringen. Über das künftige Gesicht des Pfarrverbandes Am Oelberg muss ohnehin der gesamte Seelsorgebereich unter Leitung von Pfarrer Schiffers entscheiden. Welche Wertschätzung Paul Woelki in seiner Gemeinde genießt, zeigte nicht nur der Applaus. Beim Casino-Abend, der aus Anlass des Pfarrfestes am Samstag nach der Messe im Thomasberger Pfarrheim stattfand, erhielten alle Besucher 200 „Woelkis" als Spielgeld.

Quelle: General-Anzeiger vom 11.10.2004