Von Hansjürqen Melzer
SIEBENGEBIRGE. Als vor einem Jahr das Erzbistum Köln seine Kürzungspläne bekannt gab, saß der Schock besonders im Königswinterer Bergbereich tief. Die Kölner kündigten an, künftig nur noch fünf von 15 Kindergartengruppen im Pfarrverband Königswinter/Am Oelberg zu finanzieren. Auch bei den Versammlungsflächen sollten die Zuschüsse drastisch heruntergefahren werden.
Ein knappes Jahr später sieht die Situation keineswegs rosig, aber auch nicht mehr hoffnungslos aus. „Wir planen weiter für acht Gruppen in kirchlicher Trägerschaft", sagt Pfarrverbandsleiter Udo Maria Schiffers jetzt. Bei fünf weiteren Gruppen ist er optimistisch, dass sie erhalten werden können. „Wir gehen davon aus, dass diese Gruppen anders finanziert werden", so der Ittenbacher Pfarrer. Was jedoch nicht zwangsläufig einen Rechtsträgerwechsel zur Folge haben müsste.
Stadt und Kreis hatten bereits frühzeitig angekündigt; dass sie den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz in jedem Fall erfüllen werden. Es stehen zwar noch Gespräche zwischen dem Pfarrverband und den Behörden aus, es wurden jedoch bereits positive Signale empfangen. Am schlechtesten sieht es dabei für den katholischen Kindergarten in Thomasberg aus. In diesem Stadtteil gibt es nach den Zahlen des Kreisjugendamtes insgesamt einen Überhang von zwei Gruppen, in mehreren Einrichtungen bleiben dort im laufenden Kindergartenjahr Plätze frei. „Dieser Überhang muss aus Sicht des Kreises spätestens bis 2008 abgebaut werden", sagt Schiffers.
Ermutigt haben den Pfarrer die jüngsten Meldungen aus Bonn. Dort bleiben deutlich mehr Gruppen in kirchlicher Trägerschaft als zunächst angekündigt. So hofft Schiffers, dass das Erzbistum es auch in Königswinter beim Ausstieg aus der Finanzierung von „nur" sieben Gruppen bewenden lässt, statt - wie ursprünglich vorgesehen - anhand einer neuen Datenerhebung zum 1. Januar 2006 drei weitere Gruppen zu streichen. „Wir sehen ja jetzt, was anderswo möglich ist"; so Schiffers. Dass man die eigenen Konzepte erst spät vorgelegt habe, was den Verantwortlichen Kritik innerhalb des eigenen Pfarrverbandes eintrug, könnte sich so nachträglich als durchaus geschickt erweisen.
„Wir sind in guten Gesprächen, mit dem Erzbistum", sagt Norbert Seeger, der Stellvertreter von Schiffers in der Projektgruppe „Zukunft heute". Er geht davon aus, dass das Konzept bis zum Jahresende endgültig verabschiedet werden kann. Das ist durchaus auch im Sinne der Pfarrgemeinde. Denn bereits in diesem Jahr wurden die Zuschüsse für die Versammlungsflächen, zu denen vor allem die Pfarrheime in Oberpleis, Ittenbach, Heisterbacherrott, Thomasberg und Stieldorf gehören, erstmals heruntergefahren.
„Wir bekommen faktisch schon jetzt weniger Geld. Deshalb macht es Sinn, die Lösung möglichst schnell umzusetzen", so Seeger. Bis zum Jahr 2009 werden nur noch 760 von rund 1500 Quadratmetern im Bergbereich von Köln finanziert. „Wir peilen jedoch für jede Versammlungsfläche eine Lösung an, die eine zukünftige Nutzung durch die Pfarrgemeinde, wenn auch in eingeschränktem Umfange, ermöglicht", kündigt Seeger an. Dabei gebe es Pfarrgemeinden, die sich eine Eigenfinanzierung zutrauen, wobei diese Köln allerdings nachweisen müssten, dass sie tatsächlich über nachhaltige Einnahmen verfügen.
Wo dies nicht der Fall sei, zeichneten sich Lösungen durch eine teilweise Nutzung durch Dritte ab. In diesem Zusammenhang hat es Gespräche mit Vereinen gegeben, der das Heisterbacherrotter Pfarrheim gerne nutzen würden. „Zurzeit prüft das Generalvikariat in Köln, ob eine solche Gestaltung tragfähig ist: Wir sehen dem optimistisch entgegen", so Seeger. Eine Besonderheit gilt für das Pfarrheim in Oberpleis, dessen Instandhaltung aufgrund einer so genannten Patronatsverpflichtung zum Pflichtenkatalog des Landes gehört.
Auch für die vier Büchereien in Oberpleis, Stieldorf, Heisterbacherrott und Ittenbach ist dem Pfarrverband eine gute Lösung eingefallen, die allerdings auch noch des Kölner Segens bedarf. „Wir steuern auf ein Filialsystem zu, bei dem zwei Büchereien voll von Köln bezuschusst und die beiden Filialen eigenfinanziert werden", sagt Schiffers. Dabei bieten sich Kooperationen zwischen Ittenbach und Heisterbacherrott auf der einen und zwischen Oberpleis und Stieldorf auf der anderen Seite an, wobei die Nutzer durchaus von den entstehenden Synergieeffekten profitieren könnten.
Auch funktionierende Pfarrbüros soll es weiterhin in allen Pfarren im Bergbereich geben. Die weiterreichende Zielsetzung des Erzbistums, das aus personellen und finanziellen Erwägungen in absehbarer Zeit Zentralpfarreien anstrebe, kann nach Meinung von Schiffers und Seeger nicht im Interesse der einzelnen Gemeinden liegen. „Das würde bedeuten, dass das ortsgebundene Pfarrleben kaputtgeht. Wir versuchen im Gegenteil, dieses Leben nicht nur zu erhalten, sondern zu fördern", sagt Schiffers. Auch Seeger fällt die Umsetzung der Sparmaßnahmen sichtlich schwer. „Wir wollen nicht abgewickelt werden", betont er.
Quelle: General-Anzeiger vom 10.11.2005 |