Chronik

3. Dezember 2008

Die Adventszeit könnte ruhig doppelt so lange dauern
Jeden Tag gestaltet ein anderes Gemeindemitglied ein Fenster im Dorf, und der Zulauf ist enorm


GA_TH_adventsfenster_2008

Dieses Fenster haben die Kinder am Pützbungert gestaltet.  FOTO: HANDT

THOMASBERG.
"Zündet die Kerzen an, dass es jeder sehen kann. Jetzt ist Advent." Glockenhell klang es durch den Garten des Kinderhauses am Pützbungert in Thomasberg. Andächtig singend standen die Kinderhauskinder neben ihrem selbst gestalteten Adventsfenster, das - von innen beleuchtet - in der Dunkelheit im festlichen Licht erstrahlte. Unzählige Kerzen und Lämpchen wiesen vielen Gästen den Weg zu der vorweihnachtlichen Feier, die im Rahmen der ökumenischen Adventsfenster-Aktion der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Heisterbacherrott und Thomasberg stattfindet.

Einen ganzen Tag lang hatten die Kinder gebastelt und auf ein Fenster in ihrem Kinderhaus eine Landschaft aus buntem Seidenpapier gezaubert - mittendrin kleine wollene Schäfchen und der junge Hirte Simon, dessen Geschichte an diesem Abend erzählt wurde. Sie handelt von Simons Suche nach seinem verschwundenen Lämmchen, bei der der kleine Hirte ein gutes Herz zeigt und seine vier Lichter an Ausgestoßene und Arme verteilt: an einen Bettler, einen Dieb und einen verletzten Wolf. Das letzte Licht leuchtet im Stall von Bethlehem beim Jesuskind, in dem Simon auch sein Schäfchen wieder findet. Damit den Besuchern die schöne Geschichte noch lange in Erinnerung bleibt, verteilten die Kinder an alle kleine, mit Sternen geschmückte Teelichter. Heißer Tee und Glühwein sorgten ebenfalls für ein warmes Gefühl.

Zum zweiten Mal hatte sich das Kinderhaus an der Adventsfenster-Aktion beteiligt, bei der katholische und evangelische Christen bis zum Heiligen Abend an jedem Tag ein Fenster ihres Hauses gestalten und zum besinnlichen Beisammensein, Singen und Beten einladen. Dahinter steht der Gedanke, die Adventszeit ganz bewusst zu gestalten und zu erleben.

Nicht nur viele Kindergärten machen mit, „in überwiegender Zahl sind es Familien, die sich an der Aktion beteiligen und in ihr Zuhause einladen", berichtet der evangelische Pfarrer Burkhard Leh. Die Bereitschaft mitzumachen ist so groß, dass die Adventszeit gut und gerne doppelt so lange dauern könnte wie sie eigentlich ist. Auch die Besucher kommen gerne und reichlich. Rund 20 bis 30 Gäste erscheinen täglich um 18.30 Uhr bei den Aktionen, manche lassen kein einziges Fenster aus. Junge Leute machen genauso mit wie ältere - und überall ist die Gastfreundschaft groß. „Wer lädt schon sonst 20 bis 30 Leute nach Hause ein", freut sich Leh. In der Regel finden die Aktionen draußen statt, ist das Wetter allerdings mal zu schlecht, würden bereit willig die Haustüren geöffnet. Besonders schön: Wie bei einem Adventskalender ist es jeden Tag aufs Neue spannend, was sich für ein Türchen oder besser gesagt Fenster öffnet. Die Fenster sind alle sehr individuell gestaltet, geprägt von eigenen Wahrnehmungen und Erlebnissen. „Manchmal kunstvoll, manchmal schlicht", so Leh. Auch beim symbolischen Öffnen des Fensters ist immer ein Vertreter der Gemeinden dabei. „Viele Menschen trauen sich nicht zu, selber ein Gebet zu sprechen oder ein Lied anzustimmen."                           qg

Quelle: General-Anzeiger vom 10.12.2008