Chronik

21. Februar 2007

GA_aschermittwoch

Umkehren und „zur wirklichen Freude finden“: Dazu gemahnt das Aschenkreuz, das Diakon Udo Casel in Sankt Judas Thaddäus Heisterbacherrott an Grundschüler und Erwachsene austeilt.                               FOTO: FRANK HOMANN

“Fernseh-Fasten” und mit anderen teilen
ASCHERMITTWOCH
In den katholischen Kirchen empfangen Schulkinder und Erwachsene das Aschenkreuz. Es erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens. Die Schüler fassen gute Vorsätze für die Freizeit und das Familienleben

Von Roswitha Oschmann

SIEBENGEBIRGE.
„Die Fastenzeit ist die Zeit, in der wir Gott wieder näher kommen wollen", erklärte Diakon Udo Casel gestern Morgen den Kindern der Heisterbacherrotter Stenzelbergschule. „Der Aschermittwoch will uns sagen: Alles ist vergänglich, alles wird einmal verschwinden." Für das Äußere tun wir viel, aber was tun wir für die Seele? Auf was „könnte ich mal verzichten, damit ich mehr Zeit habe?", fragte Casel die Kinder in den Kirchenbänken. Finger schnellten in die Höhe: „Auf Fernsehen oder auf Play-Sation", antworteten die Jungen und Mädchen.

„Fernseh-Fasten" ist nach Worten des Diakons in der Pfarrgemeinde St. Joseph/Sankt Judas Thaddäus nur eine von mehreren Möglichkeiten; in den kommenden 40 Tagen Ablenkungen zu meiden und den christlichen Glauben neu zu entdecken. Den Kindern und einigen Erwachsenen, die sich gestern früh um 8 Uhr bereits das Aschenkreuz in der Pfarrkirche Sankt Judas Thaddäus holen wollten, nannte der Diakon weitere Wege, die Wochen bis Ostern zu gestalten: beten, fasten, Almosen geben. Die Asche segnete der Seelsorger und teilte sie dann gemeinsam mit Gemeindereferentin Judith Effing aus.

Laura Becker hatte sich viel vorgenommen, als sie mit dem Aschenkreuz auf der ,Stirn Bad Honnefs Pfarrkirche Sankt Johann Baptist verließ. Die Neunjährige aus der Klasse 4 b besuchte mit anderen Kindern der Löwenburgschule sowie der Grundschule Am Reichenberg den Schulgottesdienst in Sankt Johann Baptist, bei dem alle das Kreuz empfingen: Ihr Vorsatz: "Ich will öfter in die Kirche gehen und auch abends immer beten. Außerdem möchte ich mehr lernen. Und zehn Euro gebe ich von meinem Taschengeld für das Kinderhospital in Bethlehem."

Als Monsignore Pfarrer Franz Lurz über den Aschermittwoch und die Bedeutung dieses Tages nach all den fröhlichen Karnevalswochen sprach, da schnipsten sogleich die Finger in die Höhe. Die Fragen, die der Seelsorger stellte, waren schließlich „butterleicht" für die Schüler. Er erzählte eine Geschichte, in der es darum ging, mit frohem Herzen Gutes zu tun.

Gerade jetzt in der Fastenzeit sollten sich die Kinder doch so richtig Mühe geben dabei. „Wenn ihr jemanden helfen könnt, dann solltet ihr das tun", sagte er. Und zwar allen. Nun hätten seine kleinen Zuhörer sicher keine Feinde. „Aber es gibt doch vielleicht Kinder, mit denen man nicht so gut auskommt." Der Rat: „Wenn es Streit gibt, seid bereit, euch zu vertragen und euch zu unterstützen."

Auch in der Familie sollten die Kinder Einsatz zeigen, regte Monsignore Lurz an. „Ich werde meiner Mutter Arbeiten abnehmen", verriet denn auch Stefan Kaiser. Damit er Zeit dafür hat, will er bis Ostern kein Fernsehen schauen. „Ich möchte wenig Süßigkeiten naschen", setzte der Zehnjährige aus der 4 a der Löwenburgschule noch einen weiteren Punkt auf seine Liste der guten Vorhaben.

Die Summe, die er dadurch am Taschengeld einspart, will er spenden. Gestern erhielten alle Kinder, auch die Heisterbacherrotter, einen bunten Bastelbogen, aus dem sie ihr ganz persönliches Fastenopferdöschen fertigen können. Dort hinein wird Stefan die „Schoko-Münzen" stecken.

Genau das haben auch sein Schulkameraden vor. Claudia Paluczak (10) möchte außerdem jeden Sonntag zur Kirche. Der gleichaltrige Dilaxsan Sangarapillai, ebenfalls aus der 4a, will nicht nur weniger naschen und weniger fernsehen, sondern auch mehr lernen und mehr beten.

Nicola Gabriel (8) aus der 4b ist um gute Vorsätze ebenso nicht verlegen: „Ich möchte mehr beten, weniger Süßigkeiten verzehren und für arme Kinder etwas vom Taschengeld opfern."

Quelle: General-Anzeiger vom 22.02.2007