Chronik

6. Februar 2008

“Helfen, beten, fasten, verzichten”
ASCHERMITTWOCH
In den katholischen Kirchen im Siebengebirge wird das Aschenkreuz ausgeteilt. Jetzt ist der Zeitpunkt, umzukehren. Gesegnete Palmzweige des Vorjahres sind verbrannt worden

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Austeilung des Aschenkreuzes: Pastor Udo Maria Schiffers zeichnet den Kindern und Erwachsenen das Zeichen der Umkehr und Buße auf die Stirn.

Von Uta Effern-Salhoub und Holger Handt (Foto)

 ITTENBACH. Am Aschermittwoch ist alles vorbei, heißt es im Karnevalsschlager: Falsch, es ist höchstens der Karneval vorbei, alles andere geht erst los, sagen gläubige Christen. Und zwar beginnt für viele am Aschermittwoch sozusagen die „Runderneuerung" an Leib und Seele: Zu Beginn der Fastenzeit wurde gestern in den katholischen Kirchen im Siebengebirge von den Priestern das Aschenkreuz ausgeteilt. Pastor Udo Maria Schiffers tat dies in Ittenbach bereits am Morgen in einem Wortgottesdienst mit Dritt- und Viertklässlern der katholischen Grundschule.

Jedes Kind bekam das Aschenkreuz auf die Stirn, ein Zeichen des Aufbruchs, so Schiffers, das Anstoß geben soll, „besser zu helfen, zu verzichten und zu beten". Fasten und überflüssige materielle Dinge weglassen, dafür den Blick auf andere richten, helfen, wo man gebraucht wird, und beten, darum gehe es jetzt. „Für dieses Bemühen habe ich nicht ewig Zeit", mahnte Schiffers auch. Irgendwann müsse es mal losgehen und der Zeitpunkt sei jetzt, zusammen mit Millionen Christen in aller Welt, sich für die Umkehr zu entscheiden.

Schiffers erklärte den Kindern, um, welche Asche es sich handelt: Es sind verbrannte gesegnete Buchsbaumzweige vom Palmsonntag des vergangenen Jahres. So werde der Mensch daran erinnert „du bist aus Staub und zum Staub kehrst du zurück". „Das soll uns nicht bange, sondern bereit machen, jetzt mit der Veränderung unseres Lebens anzufangen", so der Pastor.

Die Zeit auf Erden ist begrenzt und das erlebten die Kinder gestern unmittelbar: Vor dem Altar stand ein Sarg aufgebahrt, ringsum geschmückt mit Kränzen. Unmittelbar im Anschluss an den Schulgottesdienst fand die Trauerfeier für den im Alter von 91 Jahren gestorbenen Karl Eudenberg aus Ittenbach statt. Sie seien vielleicht sogar erschrocken, einen Sarg zu sehen, sprach Schiffers zu den Kindern. Aber der Tod gehöre zum Leben dazu und gerade am Aschermittwoch würden die Menschen daran erinnert, dass ihr irdisches Leben eben begrenzt und endlich sei. Die Kinder nahmen die Begegnung mit dem Tod äußerlich ernst, aber gelassen hin, ebenso wie ihre Lehrerinnen, und sie alle eilten nach dem Gottesdienst offensichtlich guter Dinge wieder zurück in die Grundschule, wo gleich im Anschluss die zweite Unterrichtsstunde begann.

In der evangelischen Kirche gibt es die Tradition des Aschermittwoch übrigens nicht. Doch auch die Protestanten widmen sich natürlich der Fastenzeit: In der evangelischen Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott stehen etwa von kommendem Samstag bis Mittwoch jeweils abends ab 20 Uhr spirituelle Vorträge in Stieldorf auf dem Programm. Parallel dazu gibt es von Samstag, 9. Februar, bis Mittwoch, 13. Februar, die schon traditionelle Fastenwoche der Gemeinde im evangelischen Gemeindehaus.

Quelle: General-Anzeiger vom 07.02.2008