Chronik

7. Oktober 2007

Widerständler stifteten die Strahlenkranz-Madonna
BRAUCHTUM
Pfarrer Werner Buchholz erzählt am Rande der Eisbacher Bittprozession eine interessante Anekdote

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Viele Eisbacher nehmen am Sonntag bei herrlichem Wetter an der Bittprozession teil.
FOTO: HOLGER HANDT

EISBACH.
Bei strahlendem Sonnenschein machte sich am Sonntagmorgen die Eisbacher Bittprozession auf ihren frommen Weg: An jedem ersten Sonntag im Oktober richtet die Dorfgemeinschaft in Eisbach das Kapellenfest aus. Nach einem Gottesdienst führt dann die Prozession von der Oberpleiser Probsteikirche zur Eisbacher „Kapelle zur Rosenkranzkönigin".

Dort wird dann noch eine Andacht zelebriert. Schließlich versammeln sich die Eisbacher bei Kaffee und Kuchen in der: „Festhalle zum Gretchen" auf dem Gelände eines Bauernhofs, um den Tag zusammen gemütlich ausklingen zu lassen.

Erst vor kurzem hatten Unbekannte ein Rundbogenfenster an einer Seite der Marienkapelle auf der Prälat-Buchholz-Straße, zerstört (der General-Anzeiger berichtete): Um den Schaden in Höhe von mindestens 3 000 Euro zu beheben, wurde auf der Feier nach der Prozession um kleine Spenden gebeten. Pastor Werner Buchholz, der die Gottesdienste zelebrierte, genießt als pensionierter Pfarrer des Bistums Aachen in Eisbach seinen Ruhestand. Buchholz, dessen Vorfahren ebenfalls aus Eisbach stammen, betreut in dem kleinen Ort zwischen Oberpleis und Pleiserhohn die Marienkapelle und freut sich über die uralte Tradition. Seit 1870, als die Kapelle schließlich errichtet war und Pfarrer Johannes Kirschbaum das Gotteshaus mit einer ersten Messe einweihte, gibt es auch die Prozession.

Buchholz hatte auch eine Anekdote zu berichten: Sein Onkel, Prälat Peter Buchholz, war Gefängnispfarrer in Berlin-Plötzensee und wurde Zeuge des Hitler-Attentats am 20. Juli 1944. Der Pfarrer leistete damals zahlreichen Männern und Frauen seelsorgerischen Beistand. Zum Dank stifteten Überlebende aus den Reihen der Widerständler der Kapelle in Eisbach eine wertvolle Strahlenkranz-Madonna aus dem 13. Jahrhundert.

"Die Prozession und das Fest sind wirklich eine sehr schöne Tradition. Es nehmen viele Eisbacher an den Feierlichkeiten teil. Die Hauptsache ist jedoch für mich; dass es über das Kapellenfest eine Verbindung der Kirche mitten hinein in die Bürgerschaft gibt." Die Eisbacher feierten bis zum Abend. Zum Abschluss gab es wie immer die stets begehrten Reibekuchen, während die Kinder sich beim Ponyreiten vergnügen konnten.                             wha

Quelle: General-Anzeiger vom 09.10.2007