Am vergangenen Samstag wurde Udo Casel als neuer Diakon in der Gemeinde Sankt Joseph und Sankt Judas Thaddäus in Heisterbacherrott / Thomasberg feierlich eingeführt. Mit Udo Casel sprach Hansjürgen Melzer.
GA: Wie wird man Diakon? UDO CASEL: Nach meiner ersten Stelle in Altenberg, die ich 1976 angetreten hatte, war ich von 1981 bis 1988 Gemeindereferent in Bergheim-Büsdorf, nachdem der dortige Pfarrer im Alter von 104 Jahren gestorben war. Es war damals ein Experiment, dass jemand, der kein Priester ist, eine Gemeinde betreut. Die Leute dort haben mich dann gefragt, ob ich Diakon werden möchte, weil ich für sie ja quasi eine Amtsperson und kein Laie mehr war: So wächst für mich Berufung. Der liebe Gott spricht ja auch nicht. direkt vom Himmel, sondern meist durch Menschen: Ich habe dann eine begleitende Ausbildung gemacht und bin 1987 zum Diakon geweiht worden.
GA: Gab es Schwerpunkte in Ihrer bisherigen Tätigkeit und wo werden diese in Zukunft liegen? CASEL: An meiner vorherigen Stelle war ich neben der Ansprechpartner-Aufgabe in Dürscheid auch Hauptverantwortlicher für die Jugendseelsorge im Pfarrverband Kürten. In dieser Aufgabe habe ich zum Beispiel die offene Jugendarbeit mit aufgebaut und Verantwortliche für die Gruppenarbeit ausgebildet: Ich gehe davon aus, dass ich mich an meiner neuen Wirkungsstätte in erster Linie zum Ansprechpartner für die Thomasberger und Heisterbacherrotter Pfarrgemeinde entwickeln werde, weil ich hier auch wohne. Aber ich habe in dieser Woche zum Beispiel auch ein Taufgespräch in Oberpleis und ein Trauergespräch in Stieldorf sowie eine Urnenbeisetzung in Ittenbach geführt. Gerade zur Zeit ist es wichtig, die beiden Pfarrer im Pfarrverband in diesen liturgischen Diensten zu entlasten, bis Ende des Jahres noch ein neuer Pfarrvikar nach Stieldorf kommen soll.
GA: Wie ist Ihr erster Eindruck von Ihrer neuen Gemeinde Sankt Judas Thaddäus und Sankt Joseph, wo Sie seit Anfang September tätig sind? CASEL: Es ist eine sehr aufgeschlossene Gemeinde, in der ich mit viel Herzlichkeit empfangen wurde. Es gibt viele engagierte Leute, die hier arbeiten. Das ökumenische Gemeindefest am Sonntag war eine großartige Möglichkeit, viele Leute kennenzulernen.
GA: Dabei ist die Ökumene in den vergangenen Monaten etwas ins Stocken geraten, da der katholische Pfarrer Udo Maria Schiffers die Tradition seines Vorgängers Paul Woelki bislang nicht so fortgesetzt hat. CASEL: Das Thema wird oft zu oberflächlich gesehen: Ich habe Pfarrer Schiffers beim ökumenischen Gemeindefest am Sonntag bewundert, wie er das Thema offen angesprochen hat aber auch seine Freude über das gemeinsame Beten und Singen geäußert hat. Es geht nicht um eine Absage an die Ökumene, sondern um eine tiefere Sicht der Ökumene. Sie ist auch eine Chance, dass man das Eigene neu entdeckt. Es hat mehr mit Liebe zu tun, wenn man einander versteht, als wenn man sagt, es ist doch alles egal.
GA: Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit Ökumene? CASEL: Ich habe seit meiner Jugend eine Verbindung zur Brüdergemeinschaft von Taizé, die ich regelmäßig besuche. Ihr Gründer Frère Roger, der in diesem Jahr ermordet wurde, hat mir einmal gesagt: „Reden wir nicht von Ökumene, reden wir von Versöhnung." Mit der Ökumene ist es für mich wie mit einer Großfamilie, die sich trifft. Jede Kleinfamilie darin hat ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Lebensgewohnheiten. Es ist gut, wenn jeder seine Form behält und sich selbst nicht aufgibt, sondern den Wert und die Bedeutung der eigenen Wurzeln und die der anderen entdeckt und versteht. Auf diese Weise kommt ein großer Reichtum zusammen.
GA: Welche Auswirkungen werden die drastischen Sparmaßnahmen des Erzbistums auf das Gemeindeleben haben? CASEL: Kirche kann nicht mehr den bezahlten Service bieten wie bisher. Die Frage ist aber auch, ob es gut ist, alles geschenkt zu bekommen. Für die Gemeinden bedeutet es, dass sie kreativ sein müssen. Bezahlte Küster, Organisten oder Leute, die die Kirche putzen, gibt es ohnehin nur in Deutschland. Bisher hieß es immer: Die Kirche ist doch reich. Aber die Kirche ist nicht mehr so reich - zumindest was die Finanzen angeht. In meiner alten Gemeinde hat ein Schützenverein mit 25 Mitgliedern ein eigenes Schützenhaus gebaut. Das könnte doch ein Vorbild sein.
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