Chronik

26. August 2008

Ein kleines Gotteshaus entfaltet große Wirkung
ENGAGEMENT
Das ist dem Bürgerverein Rauschendorf zu verdanken, der vor 22 Jahren Eigentümer der Kapelle in der Ortsmitte wurde und sie seither hingebungsvoll pflegt. Erlöse aus Festen dienen ihrem Erhalt. Im Frühjahr steht zudem allgemeiner Dorfputz auf dem Programm

Von Roswitha Oschmann

RAUSCHENDORF.
Vor 22 Jahren wurde Rauschendorf nicht nur 30-Kilometer-Zone, 1986 wurde der Bürgerverein des Ortes auch Eigentümer der Kapelle. Die Stadt übereignete dieser Vereinigung das Kleinod und tat gut daran. Denn die Mitglieder nehmen es genau mit der Pflege dieses kleinen Doms im Herzen Rauschendorfs. Ist-Zustand: picobello! Da werden die Beete vor dem kleinen Gotteshaus geharkt, Blumen gepflanzt, Unkraut gezupft. Gegossen, wenn Rosen & Co dürsten. Vor allem Wilhelm Kremer, der gleich am Platze wohnt, spielt Feuerwehr, wenn es trocken wird. Und er hilft Franz-Josef Klemens, der sogar aus dem Nachbarort Bockeroth kommt, um sich regelmäßig der Pflege von Blumen und Pflanzen zu widmen.

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Rauschendorfer Heinzelmännchen: Mit Besen, Spaten, Lappen und mehr bewaffnet, treffen sich die Bürgervereinsmitglieder zum Großreinemachen in und um die Kapelle (oben). Die Frauen harken die Beete auf (Bild oben rechts), während der Vorsitzende Jürgen Brandt (Bild rechts, links) und sein Stellvertreter Gunnar Behrendt schauen, ob die Dorfpumpe es noch tut.
FOTOS: HOLGER HANDT

Die Rauschendorfer Heinzelmännchen flitzen außerdem mit dem Besen über das Areal rundum. Sie kümmern sich um das Innere der Kapelle und um den gegenüberliegenden Brunnen, ebenso um die Gedenkstätte für die Kriegsopfer. Da packen viele mit an, allen voran die Mitglieder des Vorstandes und ihre Ehepartner.

Die Kapelle ist nicht alt. Erst 1961 wurde das Schmuckstück errichtet - als Ersatz für ein Heiligenhäuschen, das vier Jahre zuvor abgebrochen worden war. Es stand vor dem alten Probsthof, der 1939 weggerissen wurde, da, wo jetzt der Brunnen vorzufinden ist. Als 1957 die Straße geplant wurde, war das Heiligenhäuschen im Weg. Es musste weichen. Damals wurde nämlich die Durchgangsstraße, heute die Rauschendorfer Straße und Am Tor als erste Sraße im Ort überhaupt asphaltiert. Aus welchem Jahr genau das Heiligenhäuschen stammte, warum und von wem es einst errichtet wurde, ist nicht bekannt. Seine Geschichte muss ins 18. Jahrhundert zurückreichen.

Zu jener Zeit schwappte von den Jesuiten in Münstereifel im Zuge der Gegenreformation eine Welle an Sympathie für den heiligen Donatus als Patron gegen Blitz und Donner über, wie es in der Rauschendorfer Chronik heißt. Auch das Rauschendorfer Heiligenhäuschen soll damit in Zusammenhang zu bringen sein. Jedenfalls wurden alle verwendbaren Steine des alten Gemäuers beim Kapellenbau, für den übrigens eigens ein Ortsausschuss gegründet wurde, eingefügt. Und in den Altar wurde der Altarstein mit Reliquien des heiligen Donatus eingebracht. Noch im Jahr 1961 konnte der Stieldorfer Pastor die Kapelle, in der auch eine Donatus-Figur steht, weihen.

Eine glückliche Fügung führte den pensionierten Pfarrer Weuster nach Rauschendorf. Er bat das Erzbistum um Erlaubnis, mit der Gemeinde die heilige Messe in der Kapelle feiern zu dürfen. Das ging so bis zu seinem Tode 1974. Ein Jahr später erklärte sich der Stieldorfer Seelsorger bereit, einmal im Monat in der Rauschendorfer Kapelle eine Messe zu lesen. Mittlerweile hält Bürgervereinsmitglied Werner Fix jeden zweiten Freitag im Monat morgens um 9 eine Wortandacht. Vor ihm machte das 45 Jahre lang Ursula Sterzenbach. Lange war Wilhelm Schmitz die gute Seele des kleinen Gotteshauses, bis dann der Bürgerverein, der 1970 gegründet wurde, sich der Pflege annahm. Der Bürgerverein regte vor 20 Jahren auch die Umgestaltung des Kapellenplatzes an, dessen Pflege sogar in der Satzung des Vereins verankert ist. Mittlerweile ist dieser Flecken in Heinrich-Kurscheid-Platz umbenannt worden - nach dem Gründer und langjährigen Vorsitzenden des Bürgervereins, der einst auch zwei Robinien stiftete, die dort für Schatten sorgen. Der Verein spendierte eine Pumpe, die an die früher dort stehende Dorfpumpe erinnern soll, sowie zwei Bänke. Längst ist der Platz an der Kapelle Mittelpunkt Rauschendorfs und beliebt zur Ausrichtung von Festen. Der Erlös dient dann immer dem Erhalt der Kapelle.
Im Frühjahr ziehen die Mitglieder des Bürgervereins außerdem los, um Müll aufzusammeln und für ein sauberes Dorf zu sorgen. Für Vorsitzenden Jürgen Brandt, der bald nach seinem Zuzug nach Rauschendorf vor zwölf Jahren in den Bürgerverein eintrat und seit Januar 2007 als Vorsitzender fungiert, ist es nicht schwer, Mitstreiter unter den insgesamt 189 Mitgliedern für all die Aktionen zu finden. „Wir wollten gern Kontakt zu den Rauschendorfern haben und sind deshalb in den Bürgerverein eingetreten", erzählen Ilona und Jürgen Brandt, denen die Einsätze viel Spaß bereiten. Auch Ehefrau Monika seines Stellvertreters Gunnar Behrendt packt gern mit an. Und ebenso die weiteren Vorstandsmitglieder Udo Wichartz, Daniela Erdle-Bruse, Karlheinz Weiner, Dorothea Gehlen, Walburga Krusch, Dorothea Röhrig, Henrike Stöcker und Dagmar Ziegner sind dabei, wenn es darum geht, alles picobello zu machen.

Quelle: General-Anzeiger vom 26.08.2008 (PICOBELLO)