Chronik

8. Mai 2010

Kinderbibeltag 2010 in Ittenbach

23 Paar Kinderaugen schauen gebannt auf Susi und die unsichtbare Mauer. Man nimmt Julia Leven, die die Rolle der Susi spielt, ab, dass dort eine Mauer steht, wo man nichts sieht, dass sie ein Schulkind ist und dass sie Angst hat, nach Hause zu gehen, weil sie eine sechs in Mathe geschrieben hat, sich nicht traut, die Arbeit unterschreiben zu lassen, usw.. Lauter Mauersteine, aus denen sie eine innere Mauer aufgebaut hat. Als dann noch die hallende Stimme Gottes alias Kirsten Lange aus dem nichts ertönt, ist es mucksmäuschenstill im Philipp-Neri-Saal an diesem Samstagmorgen Anfang Mai.

Singen

Basteln-1


„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“, so lautete das Motto des diesjährigen Kinderbibeltages in Ittenbach, zu dem auch Schulkinder aus Eudenbach herzlich eingeladen waren. Schon am Eingang musste eine Mauer aus Pappkartons überwunden werden, um das Thema gleich einzuführen.
Und wer kennt sie nicht, diese inneren Mauern aus Angst, aus Wut und Ärger, aber auch aus Schweigen und Intoleranz, die das Vertrauen vernichten, uns von den anderen trennen. Zunächst mögen sie Schutz bedeuten, aber irgendwann können sie zum Gefängnis werden, so dass wir nicht mehr weiterkommen, bewegungsunfähig werden.

Gott sei Dank stellte sich bei Gesprächen in Kleingruppen im Anschluss an das Anspiel heraus, dass die Kinder solche Mauern aus Angst nicht kennen, eher schon solche, die durch Streit entstehen. Nach einigen Erfahrungsspielen konnten die 23 Jungen und Mädchen mit der Unterstützung von acht Mentorinnen ihren eigenen Mauerstein aus einem Schuhkarton mit Rauhfasertapete, Kleister und einer Mauersteinkopie basteln und beschriften.

Auf das Mittagessen im Katholischen Kindergarten folgte ein weiteres kleines Schauspiel. Judith Effing, die Initiatorin des Kinderbibeltages schlug einen Bogen von Susi und der unsichtbaren Mauer zu der Bibelgeschichte von dem Römischen Hauptmann Kornelius (Bibelstelle? ), der es schafft mit der Hilfe Gottes durch Petrus in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen zu werden. In dieser Geschichte ist es Petrus, der die inneren Mauern der Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit überwinden muss. Zugegeben, die Verknüpfung der beiden Geschichten erforderte eine Abstraktionsfähigkeit, aber auch wenn einige Kinder dazu noch nicht in der Lage gewesen sein sollten, so machte es dennoch allen großen Spaß.

Anspiel

Kornelius1


Da gibt es Petrus (alias Heike Tillenburg), der auf dem Dach seines Hauses schlafwandelt und dem im Traum ein Tuch mit allerlei ekligem Getier -unreinen Tieren- erscheint, von denen Gott verlangt, dass er sie essen soll. Da ist der Hauptmann Kornelius, (gespielt von Silvia König) naturgetreu in einem original Martinskostüm mit Messinghelm und echtem Schwert und schließlich sind da noch die Soldaten (Anke und Johannes Löbach, Petra und Letitia Schäfer und Gesa Lange)., allen voran Servus, der Sklave des Hauptmanns (gespielt von Kirsten Lange). Sie marschieren und parieren wie Kornelius es ihnen befiehlt. In der Schlussszene dürfen auch noch ein paar Kinderbibeltagbesucher mithelfen, das Fest im Haus des Kornelius vorzubereiten und dafür ein Zimmer herzurichten, in dem sich Petrus, der noch ein wenig jüdisch denkende Christ und Kornelius, der schon christlich fühlende römische Heide begegnen.

Basteln-2Ein eigenes kleines Zimmer konnten sich die Kinder dann im Inneren des Schuhkartons mit Mustertapetenstücken, bunten Stoffen, Pappe und viiiiiiel Kleister selbst einrichten. Da waren Fantasie und Fingerfertigkeit gefragt und manches einzigartige Stück entstand. Schließlich endete der Kinderbibeltag mit einem Wortgottesdienst zusammen mit den Eltern.
Unerwähnt bleiben dürfen keinesfalls die musikalischen Einlagen zwischen den einzelnen Aktionen unter der Leitung von Juliane Rohrmeier. Einige junge und peppige Lieder, wie der Rappsong, „ Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ wurden unter Gitarrenbegleitung fröhlich mitgesungen.
Insgesamt war es ein sehr harmonischer Kinderbibeltag und vielleicht werden unsere Kinder diesen Tag als einen Erinnerungsstein einer ganz anderen Art von Mauer mit nach Hause nehmen, nämlich der Mauer, die das Fundament für unser Leben bildet.

Schließlich denken wir an Michaela Staffel, die Gott viel zu früh und für uns unverständlich aus unserer Mitte gerissen hat. Wir können ihr nicht mehr danken für das Mittagessen, das sie für uns alle gekocht hat. Sie wird aber so lebendig, aktiv und hilfsbereit wie sie war immer in unserer Erinnerung bleiben.

Text: I.Stark-Wagener
Fotos: Judith Effing