Chronik

6. Dezember 2007

Nikolaus statt Weihnachtsmann
FESTE
Der heilige Mann aus Schokolade erlebt in Königswinterer Ladenregalen eine Renaissance


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 Wiedergeburt des Nikolaus: Diakon Udo Casel und die Gemeindereferentin Judith Ef fing präsentieren ihn in Schokoladenform.      FOTO: HOLGER HANDT

Von Hansjürgen Melzer

THOMASBERG. Wer in diesen Tagen vor einem Supermarkt-Regal steht, um seinen Kindern oder auch erwachsenen Leckermäulern eine Freude zu machen, wird sich in der Regel nichts dabei denken, wenn er nach einem Schokoladen-Nikolaus greift. „Was ist da eigentlich der Unterschied?" dürften wohl die meisten Eltern fragen.

Der Thomasberger Diakon Udo Casel von der katholischen Pfarrgemeinde St. Judas Thaddäus und St. Joseph mochte sich damit nicht abfinden; dass meistens ein Weihnachtsmann drauf ist; wo ein Nikolaus drin sein sollte: Deshalb warb er gemeinsam mit Gemeindereferentin Judith Effing bei örtlichen Geschäftsleuten für eine Wiederkehr der Nikoläuse in die Regale.

Der echte Nikolaus war Bischof von Myra und starb dort am 6.Dezember des Jahres 313. Von ihm heißt es, er sei ein ungewöhnlich menschenfreundlicher Kirchenmann mit viel Güte, Mut und Zivilcourage gewesen. Viele Legenden bezeugen ihn als einen Menschen, der durch sein Leben die Gegenwart von Christus durchscheinen ließ. Besondere Anerkennung erfuhr Nikolaus zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden mehr als 2 200 Kirchen diesseits der Alpen unter sein Patronat gestellt: Im Mittelalter begann der Brauch, ihn an seinem Festtag als Geschenkebringer darzustellen. Nur an diesem einen Tag im Jahr empfingen die Kinder Äpfel, Nüsse und Mandeln.
Nach der Reformation schaffte die evangelische Kirche, die keine Heiligenfeste feiert, in den evangelisch geprägten Gegenden diesen Brauch ab und setzte das Christkind als Geschenkebringer ein. In katholischen Landen blieb hingegen der Nikolaus.

Im 17. Jahrhundert brachten niederländische Auswanderer „Sinte Claas" nach New Amsterdam, was heute New York heißt. Da Amerika stark unter dem Einfluss von evangelisch geprägten Christen stand, war der Geschenkebrauch an Weihnachten dort schon bekannt. Der Nikolaus gefiel den Amerikanern so gut, dass er schnell das Christkind verdrängte und als Father Christmas seinen Siegeszug antrat. Dort, wo auch in Europa sich katholische und evangelische Christen vermischten, wuchs schnell die Gewohnheit, beide Geschenkefeste zu begehen und am 6. Dezember den Nikolaus und am 24. Dezember das Christkind kommen zu lassen. Von Amerika kam dann der Nikolaus als Weihnachtsmann, zunächst besonders in evangelisch geprägten Gegenden, dazu. Bald war er auch in nicht christlich geprägten Ländern bekannt und kommt im hohen Norden mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten aus dem ewigen Eis über den Himmel gefahren; in Russland trat er als Väterchen Frost auf, in den am Meer gelegenen Ländern kam er mit dem Schiff übers Wasser. Sein Aussehen war bis dahin sehr unterschiedlich. Erst 1932, als Coca Cola einen Werbeauftrag vergab, erschien der Weihnachtsmann in den Firmenfarben Rot und Weiß. Bald unterstützte er nicht nur dieses Unternehmen, sondern Geschäftstreibende aller Art. Nicht wenige machten aus ihm eine Witzfigur. Sprüche wie „Na, Sie Weihnachtsmann" oder „Du glaubst wohl noch an den Weihnachtsmann" machten die Runde.

Casel: „Um den heiligen Nikolaus in seinem ursprünglichen Sinn zu erhalten, wird er in unseren Gruppen immer als Bischof mit Mitra und Stab und nie ohne vorherige Einführung dargestellt. Was diesen bewussten Bemühungen in den letzten Jahren entgegen stand, war die Tatsache, dass auf dem Nikolausteller der Kinder immer ein Schokoladen-Weihnachtsmann zu sehen war, weil in fast keinem Geschäft Nikoläuse in Schokoform zu haben waren." Das ist in diesem Jahr anders.

Quelle: General-Anzeiger vom 5. Dezember 2007
Informationen zur Weihnachtsmannfreien Zone: www.weihnachtsmannfreie-zone.de