Chronik

26. April 2008

OB_GA_fusion

Aufmerksam verfolgen die Gemeindemitglieder die Pfarrversammlung.          FOTO: HOLGER HANDT

Eine Fusion zur Großpfarrei wäre unwiderruflich
KIRCHE
Heute stimmt der Oberpleiser Pfarrgemeinderat über die künftige Organisationsstruktur ab

Von Joscha Duhme

OBERPLEIS.
Pfarreiengemeinschaft oder Fusion? Heute Abend stimmt der Pfarrgemeinderat von Sankt Pankratius in Oberpleis über die Frage ab, ob er in Zukunft eine Gemeinschaft mit den Gemeinden Thomasberg, Heisterbacherrott, Stieldorf und Eudenbach oder eine Fusion bevorzugt. Eine Woche später beschließt dann der Kirchenvorstand. „Wir haben Ihnen zugesagt, dass wir, bevor wir diese Entscheidung treffen, eine Versammlung einberufen, um Ihre Argumente zu hören", erklärte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Wolfgang Petermann bei der Pfarrversammlung im Probst-Gerhard-Saal.

Die Gremien der Gemeinde hatten eigens Argumentationszettel vorbereitet, auf denen die Teilnehmer Pro und Contra-Überlegungen nennen konnten. Petermann und der stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Peter Räcker verlasen diese anschließend, um sie dann an großen Stellwänden anzuheften. Rein quantitativ sammelten sich in der Spalte „Pro Pfarreiengemeinschaft" die meisten Zettel, während auf der Tafel „Fusion" mehrheitlich, aber bei weitem nicht ausschließlich, Contra-Argumente hafteten. Wie schnell deutlich wurde, liegt den Befürwortern der Pfarreiengemeinschaft besonders die Wahrung der Gemeinde-Identität, der gewachsenen Strukturen und der Selbstständigkeit am Herzen. Die Anhänger des Fusionsmodells sehen durch den Zusammenschluss zu einer „Großpfarrei" schnellere Abstimmungen, steigende Effizienz und geringere Kosten als die ausschlaggebenden Vorteile. Diese Entscheidung ist endgültig, während die Pfarreiengemeinschaft auch als Testlauf genutzt werden kann und die Fusion in der Zukunft nicht ausschließt.

So sieht es auch Pfarrer Udo Maria Schiffers, der den Gemeindemitgliedern erklärte, warum er die Gemeinschaft bevorzugt. „Es muss allen klar sein, dass wir, bei allem guten Willen, was das Seelsorgepersonal angeht, kleine Brötchen backen müssen", so Schiffers, der künftig als einziger kanonischer Pfarrer im Seelsorgebereich tätig sein wird. Pfarrer Dirk Baumhof wechselt, wie berichtet, am 1. Juni nach Troisdorf-Sieglar. Die Stelle von Monsignore Ferdi Vater gilt als zweite Planstelle. Weil der Priestermangel, der laut Schiffers „zu 99,9 Prozent" Grund für die Notwendigkeit der Strukturreform ist, möglicherweise nicht von Dauer sei, warnte er davor, „den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen" und die unwiderrufliche Fusion zu wählen. Er selbst sei bereit, den möglichen Mehraufwand einer Pfarreiengemeinschaft auf sich zu nehmen. „Außerdem könnte eine rasche Fusion zu vielen Spannungen führen, die zahlreiche vermittelnde Gespräche erfordern", glaubt der Pfarrer. Zurzeit arbeitet Schiffers bereits an einer neuen Gottesdienstordnung. Trotz weniger Personal soll sich in Oberpleis „zumindest bei den Sonntagsgottesdiensten nicht allzu viel ändern". In Ittenbach hingegen werde wohl eine Messe wegfallen.

„Wenn man da den Publikumsjoker zieht und vorher schon zu viel sagt, kann das Publikum auch in die Irre geführt werden", fühlte sich Wolfgang Petermann angesichts der Ausführungen von Schiffers an das TV-Quiz „Wer wird Millionär?" erinnert. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende freute sich, „dass zur Fusion nicht nur Contra-Argumente genannt wurden".

In die heutige Sitzung des Pfarrgemeinderates sollen alle Argumente gleichermaßen einfließen. Am 6. Mai wird dann der Kirchenvorstand ebenfalls ein Votum abgeben. Die Pfarreien in Ittenbach und Thomasberg/ Heisterbacherrott haben sich bereits für das Modell der Pfarreiengemeinschaft ausgesprochen. Die Entscheidungen der anderen Gemeinden stehen noch aus.

Quelle: General-Anzeiger vom 29.04.2008