Burkhard Leh ist seit dem Jahr 1986 Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott. Zusammen mit seinem vor eineinhalb Jahren aus dem Dienst ausgeschiedenen katholischen Kollegen Paul Woelki entwickelte er eine rege ökumenische Zusammenarbeit zwischen der Emmausgemeinde und den Gemeinden St. Joseph und St. Judas Thaddäus.
GA: Warum haben Sie den Kompromissvorschlag der Katholiken abgelehnt? BURKHARD LEH: Wir haben darüber im Bezirksausschuss lange diskutiert. Früher waren wir als Gast zur Fronleichnamsprozession eingeladen und haben diese mitgestaltet, obwohl sie immer eine urkatholische Veranstaltung war. Da haben wir uns jetzt gefragt, was wir als Grußwort sagen sollen, wenn gleichzeitig eine offizielle Beteiligung nicht denkbar ist. Am Ende waren wir uns auch einig, dass wir emotional einfach erschöpft sind.
GA: Das Angebot hat doch aber gezeigt, dass auf katholischer Seite ein Bemühen vorhanden ist, die ökumenische Tradition fortzusetzen ... LEH: Es ist uns klar, dass einige darüber sehr traurig sind, aber wir möchten auch in der Sache wahrhaftig bleiben. Früher waren wir offizielle Gäste. Ich konnte eine Ansprache halten. Wir haben auch unsere Bibel mitgebracht, nicht um die Hostie zu verdrängen. Wir waren in den Gesamtvollzug sehr involviert. Es war eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Das ist heute deutlich anders.
GA: Pfarrer Schiffers begründet seine differenzierte Haltung zur Ökumene mit dem Argument, er sei gegen eine Verwässerung des Glaubens auf beiden Seiten. Stattdessen würde er es begrüßen, wenn sich beide Kirchen stärker auf ihre Wurzeln besinnen. Sehen Sie das anders? LEH: Mein Eindruck der Ökumene im Ort war, dass wir nicht auf dem Weg zum Einheitsbrei waren, sondern auf diesem Wege die eigene Glaubensidentität stärker wahrnehmen und aneinander lernen können. Wir haben uns als Schwestern und Brüder im christlichen Glauben gesehen und sind sozusagen auf einen Entdeckungspfad gegangen. Ich denke, das hat uns gut getan. Bei allem Respekt vor den unterschiedlichen Traditionen. Wir glauben aber doch beide an den auferstandenen Jesus, und dass der Auferstandene in der Eucharistie unter uns ist.
GA: Ist das das Ende der Ökumene in Thomasberg und Heisterbacherrott? LEH: Nein: Unser Wunsch ist, dass wir das, was denkbar und möglich ist, weiter pflegen. Aber wir brauchen eine neue emotionale Basis, neue Erfahrungsräume und die Entdeckung, dass uns aneinander liegt. Es ist schmerzhaft; was passiert ist, aber deshalb wollen wir nicht alles in Frage stellen.
Quelle: General-Anzeiger vom 31. Mai 2006
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