Chronik

5. März 2008

Jetzt boxt er für den Nationalpark
GEBURTSTAG
Hans Remig wird 80. Er setzt sich für die Lokale Agenda ein und steuert am 12. März auf die 760. Offene Tür in Stieldorf zu. Heute ist bei ihm zu Hause in Oberpleis “offene Tür”

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Spaßmacher: Bei der Offenen Tür im Februar unterhielt Remig als „Italienurlauber".                     FOTOS: FRANK HOMANN

Von
Uta Effern-Salhoub

OBERPLEIS.
„Ganz Deutschland geht am Stock", witzelt Hans Remig. Er selbst hat mit dem Trendsport Nordic Walking nichts im Sinn, geht lieber in die „Mucki-Bude". Zwei Mal die Woche, mit seiner Ehefrau Ulla. Nur eine von unzähligen Aktivitäten des vielseitigen Unruheständlers.

„Man kann sich nicht vorstellen, dass er 80 wird", sinnierte unlängst eine Bekannte, doch es ist nicht von der Hand zu weisen: Am 5. März 2008 ist es acht Jahrzehnte her, dass Remig in Bonn-Dottendorf geboren wurde. Er dürfte zu den umtriebigsten Senioren Königswinters zählen, der sich unermüdlich einmischt und mitwirkt. Sei es im Karneval unlängst noch als „Italienurlauber" in der Bütt - oder bei den ernsten Themen, die die Siebengebirgs-Welt bewegen. Als Vorsitzender des Vereins gegen die Schnellbahn im Siebengebirge war es ihm und seinen Mitstreitern das größte Anliegen, dass die Trasse so menschenverträglich wie möglich gebaut wurde. Nun gelten Remigs Energie, Ideen und Ausdauer vor allem dem Arbeitskreis Saubere Stadt der Lokalen Agenda und der Realisierung eines Nationalparks Siebengebirge. „Der Nationalpark ist die Zukunftssicherung, die große Chance - da steh' ich voll dahinter", sagt Remig und rastet und ruht nicht, um für die Sache zu werben: Unlängst hat das Beiratsmitglied des Verschönerungsvereins (VVS) für das Siebengebirge sämtliche größeren Geldinstitute und Praxen zwischen Unkel und Bonn abgeklappert und dort den Flyer „10 Fragen - 10 Antworten" zum Nationalpark Siebengebirge deponiert. „Die Befürchtung, dass in einem Nationalpark Gott weiß wie viele Ranger auftauchen, die alles überwachen, ist doch Blödsinn."

Mit frühmorgendlicher rund eineinhalbstündiger Zeitungslektüre („weil ich alles lese, nicht nur die Überschriften") beginnt für ihn der Tag, gefolgt von 20 Minuten Gymnastik und natürlich hat er letzte Nacht den Klitschko-Kampf geguckt - „Selbstverständlich! Sport - da interessiert mich einfach alles". Nichts wissen will das Energiebündel hingegen von den Zipperlein des Alters: „Ach, die kleinen Wehwehchen, wenn man die nicht mehr hat, ist man nicht mehr da."

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Hans Remig

Und Remig will noch lange da sei, als Unterhalter und Spaßmacher. Seit 37 Jahren betreuen Remig und seine Frau Ulla inzwischen die Offene Tür für Senioren in Stieldorf. Dass er nun ähnlich „betagt" ist wie die Betreuten, juckt ihn ebenso wenig wie das Älterwerden an sich: „Da hab' ich kein Problem mit." Den Sinn der Offenen Tür sieht er nicht darin, „dass die Leute ein Programm vorgesetzt kriegen, sondern dass sie miteinander sprechen." Am 12. März steht die 760. Veranstaltung bevor, ein Spielenachmittag. Von 1971 bis 2001 organisierte das Ehepaar sogar zwei Treffen im Monat für die Senioren, nach ihrem Umzug nach Oberpleis 2001 reduzierten sie auf einen Nachmittag. Nun sind sie jeden zweiten Mittwoch eines Monats zwischen 14.30 und 17 Uhr im Saal des Stieldorfer Seniorenhauses Sankt Margareta anzutreffen. Dort geht organisatorisch manches leichter von der Hand als früher im katholischen Pfarrheim. Zum Beispiel müssen nun keine Tische und Stühle mehr geschleppt werden. Gisela Schätzer, Margret Kümpel und Marlene Krupp helfen, Nachfolger, die die Verantwortung ganz übernehmen wollen, hat das Ehepaar aber noch nicht gefunden. Seine Gäste behält es auch außerhalb der Offenen Tür im Blick, schaut etwa bei Geburtstagen oder Genesung mit Kuchen vorbei, schenkt so Lichtblicke und Lachen: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag", verkündet Hans Remig bei seinen Vorträgen. Schon in der Schule bekannt für Streiche und Späße, stieg er mit 25 erstmals in die Bütt und avancierte zum beliebten närrischen Redner. Klein, aber oho: Storys und Gags sprudeln aus dem 162 Zentimeter kleinen Mann, der früher geboxt hat, nur so hervor, zig Vorträge hat er auswändig parat, etwa wie er während seiner Ausbildung eine Ziege mit Jacke und Hütchen kostümierte oder auf einer Pferderennbahn wegen seiner Statur für einen Jockey gehalten wurde und Besucher mit „Insidertipps" für die Einlaufwette versorgte. Stets gestikuliert er dabei tempeiämentvoll.

Auch als CDU-Politiker setzte er Humor undBilder ein, warnte etwa vor einem „Phantasialand im Siebengebirge" durch den ICE. Heute ist bei dem Vater von drei Kindern und Opa von acht Enkeln „Tag der offenen Tür. Wer kommt, der kommt". Statt Geschenken bittet Remig Gratulanten um eine Spende für die Niederdollendorfer Drachenfelsschule für Lernbehinderte, die er schon lange unterstützt, und die Behindertensportgemeinschaft Siebengebirge.

Quelle: General-Anzeiger vom 5.3.2008

ZUR PERSON

Hans Remig gehörte 29 Jahre dem Königswinterer Stadtrat an, leitete 18 Jahre den Sportausschuss. Er war Vorsitzender des Vereins gegen die Schnellbahn im Siebengebirge. Seit 1971 leiten Hans und Ulla Remig die Offene Tür Stieldorf. Er stand 20 Jähre dem Bürgerverein Vinxel vor, empfing das Bundesverdienstkreuz sowie den Ehrenring der Stadt. Der Geflügelzuchtmeister war bis zur Pensionierung 1993 im Vinxeler Versuchsgut Frankenforst tätig.  ff