Chronik

2. März 2008

“Jetzt habt Ihr einen Eindrittel-Pastor”
KIRCHE
Udo Maria Schiffers betreut nun neben Ittenbach und Thomasberg-Heisterbacherrott auch Eudenbach. Die Oberhauer begrüßten ihn herzlich. Im Sommer kommen Oberpleis und Stieldorf hinzu

einfuehrung-_schiffers

Einführung: Pastor Jürgen Erdmann, Pastor Udo Maria Schiffers und Vikar Ferdi Vater bei dem Gottesdienst in der Eudenbacher Pfarrkirche.
FOTO: FRANK HOMANN

Von Roswitha Oschmann

EUDENBACH.
Wimpel- und Fahnenschmuck auf dem Vorplatz der Kirche. Und drinnen „volles Haus". Die Eudenbacher bereiteten ihrem neuen Pastor einen schönen Start in eine weitere Aufgabe. Nach Ittenbach und Heisterbacherrott/Thomasberg betreut Pfarrer Udo Maria Schiffers nun auch die Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt. „Es berührt mich sehr, hier in so großer Gemeinschaft meinen ersten Gottesdienst feiern zu können", sagte der Seelsorger während der Festmesse, in der ihn Definitor Jürgen Erdmann in sein Amt einführte und ihm als Zeichen der Verbundenheit eine große Kerze mit auf den Weg gab: „Dieses Licht, diese Flamme soll nicht erlöschen, in Eudenbach nicht, im gesamten Pfarrverband Königswinter Am Oelberg nicht."

Schiffers Blick fiel auf die Fahnenträger der Freiwilligen Feuerwehr; der Amazonen und des Männergesangvereines Quirrenbach, der die Messe mit seinem Gesang bereicherte, auch auf Gläubige aus seinem bisherigen Wirkungskreis. Bürgermeister Peter Wirtz entdeckte er, ebenfalls den evangelischen Kollegen Heiko Schmitz. Und die Kommunionkinder, die bat er, sich doch durch Handaufzeigen bemerkbar zu machen. „Jetzt habt Ihr einen Eindrittel-Pastor", meinte Schiffers, „ab Sommer, wenn dann noch Stieldorf und Oberpleis hinzukommen, ist es ein Einfünftel-Pastor." Aber ganz so schlimm würde es mit einem Einfünftel-Pastor auch nicht. „Und meinen Sie nicht, Sie bräuchten nur ein Fünftel der Predigt anzuhören. Ich bin immer ganz hier", bewies Pastor Schiffers Humor. Mit ihm würde außerdem ein komplettes Seelsorgeteam eingeführt, zu dem Diakon Udo Casel, Pfarrvikar Ferdi Vater sowie die Gemeindereferentinnen Judith Effing und Barbara Gotter zählen.

Schmunzeln, als Pfarrer Schiffers sein Erlebnis von der Amtseinführung in Ittenbach erzählte, als er vor über 25 Jahren, selbst erst 38, den 85-jährigen Pfarrer Hambüchen ablöste. „Ich dachte, Pastöre seien nur alte Männer“, hatte ihm damals ein Kind erklärt. „Heute sieht es wieder so aus", hob Schiffers auf den Priestermangel ab, der Ursache dafür ist, dass auch Eudenbach sich seinen Pastor mit anderen Gemeinden „teilen" muss. „Aber mit alten Pfarrern haben Sie hier in Eudenbach ja gute Erfahrungen gemacht", hatte der gebürtige Honnefer bereits gelernt.

Er ist der achte Pastor in der Geschichte der Pfarrei, die erst 1917 selbstständig wurde. Und damit er sich mit der Historie noch besser vertraut machen kann, schenkte ihm Josef Göbel vom Kirchenvorstand beim anschließenden Empfang im Pfarrheim eine Chronik.

Mit einem „herzlichen Willkommen" begrüßte Göbel Pfarrer Schiffers. „Oder sollte ich besser Musskommen sagen?" fragte er. „Nein, die erste Äußerung Pastor Schiffers hat mir Mut gemacht", betonte Göbel. „Jetzt ist es so entschieden, jetzt machen wir das Beste daraus", zitierte er den Seelsorger. Der Sprecher des Kirchenvorstandes wünschte ihm alles Gute, Ausdauer und Erfolg. Denn: „In unserer kleinen Gemeinde erwartet Sie eine große Aufgabe. Wir sind eine Missionsgemeinde." Fast alle Bewohner wären getauft, eher rar. „In Eudenbach sind dicke Bretter zu bohren", so Josef Göbel.

Herzerfrischend Erwin Ditscheid, der Vorsitzende des Bürgervereins, der für alle 13 Vereine des Oberhau Glück wünschte. Er war sich sicher: „Dicke Bretter zu bohren, das schafft er. Pastor Schiffers spricht unsere Sprache. Das war eine anständige Predigt. Ich glaube, wir kommen gut zurecht." Schließlich bemerkte Ditscheid noch: „Zwei wichtige Stellen in Eudenbach sind jetzt von Ittenbachern besetzt: das Gasthaus und die Kirche."

Udo Maria Schiffers entgegnete: „Wir sind jetzt ein Team. Ich brauche nicht allein am Brett zu bohren. Ich bin bereit, das mir Mögliche gerne und von Herzen zu tun." Aber: Früher hieß es, der Pastor sei mit seiner Gemeinde verheiratet.“Seit drei Jahren lebe ich in Bigamie", schmunzelte er. Nun wären es schon drei bald fünf Gemeinden. ,„Das ist bis in die spirituellen Tiefen hinein nicht einfach." Aber mit Bezug auf seine Predigt über die innere und äußere Sehkraft meinte er: „Die Kerze sehe ich auch. Die Flamme des Glaubens, sie wird nicht ausgehen. Zusammen schaffen wir das." Premiere für Vizebürgermeister Sokrates Theodoridis. „Zum ersten Mal darf ich im Namen der Stadt einen Pastor begrüßen." Er wünschte Pfarrer Schiffers, der viel auf seinem Rücken zu tragen habe, Kraft und Gottes Segen.
 

ZUR PERSON

Udo Maria Schiffers wurde 1944 in Bad Honnef geboren. Er studierte in Bonn, ab Herbst 1974 in Regensburg bei Joseph Ratzinger, ebenso zwei Jahre in Rom. Er war Kaplan in Köln-Lindenthal, wirkte fünf Jahre am Bonner Münster und betreut seit 1982 die Ittenbacher und seit 2005 auch die katholische Gemeinde in Thomasberg und Heisterbacherrott. Wie Schiffers mit dieser Mehrfachbelastung fertig wird? „Ich mache morgens Gymnastik und gehe nach Möglichkeit zweimal pro Woche Schwimmen." Was als nächstes ansteht? Pastor Schiffers: „Wir müssen ein Gottesdienstprogramm für den gesamten Pfarrverband entwerfen. Es stehen ja nur zwei Priester zur Verfügung." In Sachen Priestermangel überreichte Schiffers beim jährlichen Treffen des ehemaligen Ratzinger Schülerkreises in Rom dem Oberhaupt der Katholischen Kirche eine Denkschrift zum Thema „Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum". Schiffers in Eudenbach: „Ich hoffe, dass die Leute aufwachen. Ohne verheiratete Priester geht es nicht.“ Der erste Eindruck von seiner neuen Gemeinde? „Wieviel Hoffnung die Menschen ausstrahlen und welchen Zusammenhalt. Diese Gemeinschaft möchte ich fördern> so gut wie es geht."    oro

Quelle: General-Anzeiger vom 4.3.2008