Chronik

17. November 2007

Sorge um die Seelsorge mit nur zwei Priestern
KIRCHE
Pfarrversammlung Sankt Pankratius schaut in die Zukunft. Baumhof und Schiffers wollen in Köln vorsprechen

GA_Seelsorge

Aussprache: Der Oberpleiser Propst-Gerhard-Saal ist gut gefüllt, als die Kirchengemeinde Sankt Pankratius über die anstehenden Strukturveränderungen informiert. FOTO: HOLGER HANDT

Von Uta Effern-Salhoub

OBERPLEIS.
Die katholischen Pfarren Thomasberg/Heisterbacherrott, Eudenbach, Oberpleis, Ittenbach und Oberpleis haben die Wahl. Entweder sie schließen sich zur Pfarreiengemeinschaft zusammen oder sie fusionieren zur Großpfarrei. Egal, welchem Modell sie ab l. Januar 2009 folgen: „Es wird nur noch einen leitenden Pfarrer und einen Pfarrgemeinderat geben", gab Pfarrer Dirk Baumhof am Samstagabend im vollbesetzten Propst-Gerhard-Saal einen Ausblick auf die vom Erzbistum Köln geplanten Umstrukturierungen.

Schon im Frühjahr 2009 soll der neue gemeinsame Pfarrgemeinderat (PGR) - entweder der Pfarreiengemeinschaft oder der „Großpfarrei" - gewählt werden. Zurzeit hat der Pfarrverband am Oelberg mit Baumhof und Pfarrer Udo Maria Schiffers noch zwei leitende Pfarrer und jede der fünf Pfarren ihren eigenen PGR und Kirchenvorstand.

Das Thema trifft den Nerv: Zahlreiche Katholiken aus Oberpleis wollten sich bei KV und PGR Sankt Pankratius über das „Wandel gestalten - Glauben entfalten" genannte Konzept informieren. „Die letzte Pfarrversammlung müsste vor rund elf Jahren gewesen sein", schätzte PGR-Vorsitzender Wolfgang Petermann. Im Sommer hatte das Gremium angesichts der anstehenden gravierenden Veränderungen beschlossen, die Gemeinde im Herbst zusammenzutrommeln. Nach dem drastischen Sparprogramm „Zukunft heute" steht jetzt die Weiterentwicklung der bistumsweiten Seelsorge im Fokus. Der Priestermangel erfordert Neuausrichtung. „Bis 2020 wird es nur noch rund 180 Priester in der Diözese geben, die als leitende Pfarrer einen Seelsorgebereich übernehmen wollen", schickte Pastor Dirk Baumhof erklärend voraus. Weniger Priester, weniger Seelsorgebereiche: Sie sollen von 221 auf 180 reduziert werden.

Die künftige Großpfarrei am Oelberg hat nach den aktuellen Kölner Plänen zwei Priester, von denen einer als leitender- Pfarrer, der andere als Pfarrvikar fungiert. Zudem seien ein Diakon und „zwei volle Laienstellen" vorgesehen, so Baumhof. Im Gespräch ist zudem eine Zwei-Tages-Verwaltungskraft.
Vikar Ferdi Vater, der vom Stieldorfer Pfarrhaus nach Oberpleis umgezogen ist, und im Pfarrverband gegenwärtig hilft, wo Not am Mann ist, „zählt im Stellenplan nicht". Sicher ist nur: Schiede er
einmal aus, würde diese de facto dritte Stelle nicht nachbesetzt. Aus Sicht des Pfarrverbandes darf das nicht geschehen: „Wegen der Weitläufigkeit des Gebietes und der vielen Zelebrationsorte brauchen wir schon drei Priester, damit wir in etwa so weiterarbeiten können wie bisher. Dafür werden wir kämpfen", versprach Baumhof den Versammelten. Gemeinsam mit Schiffers will er das Anliegen in Köln vortragen. Beide Priester haben nach eigenen Worten „eine Reihe von Argumenten zusammengetragen", wollen in Köln auch wieder das Oberpleiser Schulzentrum mit seinen 2 000 Kindern und Jugendlichen sowie die Heisterbacherrotter Wallfahrt in die Waagschale werfen.

Argumente pro und contra Fusion wurden in Oberpleis bereits angeschnitten. So fürchtet der stellvertretende KVVorsitzende Peter Räcker bei Fusion um die Identität von Sankt Pankratius. „Bei einer Fusion müssen wir uns selbst auflösen, wir begeben uns dann in eine Pfarrei mit neuem Namen, in dem fünf Gemeinden keinen Platz haben. Ich werde auch keiner Fusion zustimmen, wenn ich nicht weiß, wie es mit den Finanzen der anderen aussieht", unterstrich Räcker. Nach jüngstem Strategiepapier aus Köln gebe es dazu zwei Möglichkeiten, so Baumhof. „Eine Pfarrei bleibt bestehen und der Rest tritt bei", laute Nummer eins, „alle lösen sich auf", die Alternative. Wie es weitergeht? Baumhof: „Das ist eine ganz spannende Kiste." Einige finden das Ganze reichlich kompliziert: „Wer soll denn da noch durchblicken?", war eine Zuhörerin vollends verwirrt.

Wie man sich organisiert, haben die Kirchenvorstände nun in der Hand. "Die Pfarrgemeinderäte sollen dazu ein pastorales Votum abgeben", erklärte Baumhof. In einer Pfarreiengemeinschaft entsendet jeder KV zwei Mitglieder in den Kirchengemeindeverband, der das gesamte „operative Tagesgeschäft" übernimmt. Jede Pfarrei würde über für sie vorgesehene Gelder verfügen, so Räcker. Bei einer Großpfarrei müssten sich die örtlichen KV auflösen.

Die Gemeindemitglieder sollen in den Wandlungsprozess einbezogen werden. „Es soll keine Entscheidung losgelöst von der Gemeinde werden", hat Wolfgang Petermann am Samstag versprochen. Ziel sei auch, dass jede Gemeinde ihr eigenes Gepräge behält. „Dinge, die wir zusammen machen können, machen wir gemeinsam." Es soll aber auch weiter individuelle Akzente und Feste geben. Dafür sollen „Ortsausschüsse" zuständig sein, deren Satzung in Köln zurzeit in Arbeit ist.

Quelle: General-Anzeiger vom 20.11.2007