Chronik

14. Februar 2009

Schöne Gemeinschaft, gutes Programm
Der Seniorenclub Heisterbacherrott bringt seit 1976 Ältere zusammen – und das längst nicht nur im Karneval


Von Roswitha Oschmann

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Die Schnittchen sind angerichtet - das Organsiationsteam wartet auf seine närrischen Gäste.                       FOTO:HOMANN

HEISTERBACHERROTT.
Lieselotte Lehmacher, Hermine Winterscheidt, Ilona Steiner und Rosemarie Ruffieux schmieren wieselflink Butter auf die Brötchen, belegen sie mit Wurst und Schinken und bereiten die Kuchenteller vor. Ihre Ehemänner rücken noch Stühle und Luftschlangen zurecht. Die kleine Bühne im evangelischen Pfarrheim ist längst aufgebaut. Es duftet nach Kaffee. Und da kommen auch schon die ersten Besucher. Sie haben sich etwas zurechtgemacht, ein Hütchen auf den Kopf, ein Bändchen um den Hals, ein bisschen Schminke ins Gesicht. Denn beim Seniorenclub von Heisterbacherrott ist Karneval: „Kott loss me fiere."

Bereits seit 1976 treffen sich die älteren Bewohner des Ortes jeden zweiten Dienstag im Monat. „Ich bin von Anfang an dabei. Hier kann ich Leute kennenlernen. Hier herrscht eine schöne Gemeinschaft. Immer wird ein gutes Programm geboten", ist Nelly Klein des Lobes voll: Gerade vollendete sie ihr 86. Lebensjahr. Aber es zieht auch noch jüngere Leute zum Seniorenclub, und nicht nur Frauen, etliche Männer kommen ebenfalls, so ab „60 plus".

Auch die Helfer haben sich verkleidet. Zwar trägt Hans-Willi Lehmacher ein prächtiges Indianerkostüm, ein Häuptling ist er trotzdem nicht. „Wir haben keinen Vorstand. Jeder hat seine bestimmten Aufgaben", erzählt Paul Winterscheidt. Seine Frau Hermine ist die dienstälteste im Team. Schon seit 24 Jahren wirkt sie mit. Lieselotte Lehmacher reihte sich bald darauf in die Mannschaft ein. In der jetzigen Besetzung steht die „Acht" seit acht Jahren. „Diese Aufgabe ist ein Vergnügen. Es bereitet Freude, anderen eine Freude zu machen", nennt Paul Winterscheidt die Beweggründe aller Mitstreiter. Und so sind sie froh, dass sie nach dem Wegfall des eigenen Domizils der katholischen Gemeinde, unter deren Schirmherrschaft es den Seniorentreff seit 1976 gibt, in den Räumen der evangelischen Emmauskirche ein Obdach gefunden haben. Überhaupt: Die Clubbesuche stehen jedem offen. Gemütliche Nachmittage mit Kurzvorträgen, Spielen, Sketchen, Gesang bei Kaffee, Kuchen und einem guten Glas Wein sind Programm. Außerdem führt der Club Halbtagestouren durch. So waren die Mitglieder schon in Bacharach, unternahmen eine Stadtführung durch Nassau, besuchten eine Brauerei in Hachenburg oder beobachteten Greifvögel auf der Kasselburg. Zwischen 50 uns 70 Senioren folgen jedes Mal den Einladungen der Organisationscrew. Ilona und Rudi Steiner planen die Busreisen und übernehmen die Planung der Touren. Bei den Treffen in Heisterbacherrott sorgt Lieselotte Lehmacher für hübsche Tischdekorationen, oft mit Blumen aus dem eigenen Garten. Ihr Mann Hans-Willi ist der „Oberkellner", Hermine Winterscheidt für den Einkauf zuständig, und ihr Gatte sorgt als „Buchhalter" dafür, dass sich Aufwand und Einnahmen in etwa die Waage halten. Rosemarie Ruffieux übernimmt die Moderation, während ihr Mann Reiner Keyboard spielt. Normalerweise. Für die musikalische Unterhaltung bei der Karnevalsveranstaltung konnte Reiner Gast gewonnen werden. Das närrische Programm macht richtig Laune. Auch der treuesten Besucherin Nelly Klein. Herrlich, die Büttenvorträge, die auch einer echten Karnevalssitzung zur Ehre gereichen würden. Da geht es um das Einheitsgebiss im Zuge der Gesundheitsreform oder über den Alltag eines Vollzeitrentners. Kein Auge bleibt trocken, als eine gebildete und eine ungebildete Dame ins Gespräch kommen und einen Fremdwörtersalat fabrizieren. Und der Patient, der kein „a" sprechen kann, startet ebenfalls einen Generalangriff auf die Lachmuskeln aller Club-Jecken. Sogar zur Gerichtsverhandlung kommt es. Aber Richter Paul Winterscheidt hat es schwer. Angeklagter, Klägerin, Zeuge, Rechtsanwalt oder Gerichtsschreiberin sagen immer nur den gleichen Satz.

Reiner Ruffieux hatte ein Lied gedichtet, das an die gute alte Heisterbacher Talbahn erinnert. Nach der Melodie von der schwäbschen Eisenbahn singen alle gemeinsam: „Einst fuhr hier mit viel Geschnauf eine Bahn vom Tal hinauf, hielt sogar in unsrem Ort und fuhr danach wieder fort." Station legen an diesem knatschverdötschten Nachmittag aber auch Prinz Oliver I. und Prinzessin Anja I. im Seniorenclub ein. Herzlich empfangen von den fidelen Heisterbacherrotter Senioren.

Quelle: General-Anzeiger vom 14.12.2009