Chronik

16.Oktober 2007

Ein städtischer Kindergarten ist die “ultima ratio”
BETREUUNG
In Thomasberg steht eine Elterninitiative als neuer Träger bereit. Verein für frühkindliche Bildung ist als zusätzlicher Nutzer des Gebäudes im Gespräch. Offene Situation in Eudenbach. Morgen spricht die Stadt mit den Eltern

Von Hansjürgen Melzer

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Die künstlerische Betätigung der Kleinen wird im Thomasberger Kindergarten „Auf dem Hasensprung" in Zukunft eine noch größere Rolle spielen.   FOTOS: PRIVAT

KÖNIGSWINTER.
Auch drei Jahre nachdem das Erzbistum Köln mit der Bekanntgabe seines Kürzungsprogramms „Zukunft heute" dramatische Einschnitte in den Kirchengemeinden eingeleitet hat, ist die Zukunft der beiden bislang katholischen Kindergärten in Thomasberg und Eudenbach weiter offen. Bei allen anderen Einrichtungen wurden hingegen Lösungen gefunden; die Kirche bleibt hier als Träger, zum Teil bei städtischer Sonderfinanzierung, mit im Boot (siehe „Kindergärten im Überblick").

Dagegen steht in Eudenbach und Thomasberg bisher nur eines fest: Beide Kindergärten werden ab dem 1. August 2008 definitiv von der Kirche aufgegeben. Im Fall Eudenbach, wo auch eine Demonstration von Eltern und Kindern im Frühjahr vor dem Kölner Generalvikarriat zu keinem Sinneswandel beim Erzbistum geführt hatte, haben die Eltern es bisher abgelehnt; eine Initiative zu gründen. Sie sehen vielmehr die Stadt in der Verantwortung. Die Verwaltung hat jedoch den Auftrag des Stadtrates, weiter für eine Elterninitiative zu werben. Bei einem erneuten Gespräch am morgigen Mittwoch im Eudenbacher Pfarrheim soll dies den Eltern deutlich gemacht werden.

„Unsere Aufgabe ist es, den Bedarf an Kindergartenplätzen im Stadtgebiet zu 100 Prozent zu decken. Wo wir ihn decken, müssen wir sehen. Das muss nicht unmittelbar vor der Haustür sein"; sagt Sozialdezernent Heinz Georg Willmeroth. Die Stadtverwaltung hält es für durchaus zumutbar, dass die Eudenbacher Eltern ihre Kinder demnächst nach Oberpleis oder Sandscheid bringen, wo es noch freie Kapazitäten gibt. Ein städtischer Kindergarten, wie von den Eltern gefordert, ist für Willmeroth allenfalls die „ultima ratio".

Die Thomasberger sind da bereits ein ganzes Stück weiter. Hier ist die im Dezember 2006 gegründete Elterninitiative „Kindertagesstätte auf dem Hasensprung" bereit, zum 1. Juli 2008 die Trägerschaft zu übernehmen. „Beim Betriebsübergang gibt es aber noch sehr viele Probleme zu regeln", sagt die Vorsitzende Irina Wistoff. Die Eltern stehen weiter in Verhandlungen mit dem Kirchenvorstand, dem Generalvikariat, dem Kreisjugendamt und der Stadt, die ab dem 1. Januar 2008 Träger der Jugendhilfe wird. So gestaltet sich der Übergang von der Kirche auf die Elterninitiative problematisch, zumal bereits feststeht, dass der ehemals vier- und heute dreigruppige Kindergarten ab dem kommenden Sommer nur noch zwei Gruppen haben wird. Mehr ist die Stadt nicht bereit zu
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Eine Staffelei steht den Kindern heute bereits zur Verfügung.

finanzieren, da es in Thomasberg und Heisterbacherrott einen deutlichen Überhang an Kindergartenplätzen gibt (siehe eigener Bericht). Die Elterninitiative geht davon aus, nur noch sechs der bisher neun Mitarbeiter beschäftigen zu können. Erschwert wird die Situation auch durch das umstrittene neue Kinderbildungsgesetz Kibiz, das zum 1. August 2008 in Kraft treten soll und immer noch viele offene Fragen aufwirft.

Im Hinblick auf die Zukunft des Kindergartengebäudes, in dem künftig nur noch die Hälfte der Kinder betreut werden, zeigen sich die Eltern einfallsreich. Sie wollen einen zweiten Verein gründen, der sich mit ästhetischer Frühbildung, aber auch mit Erwachsenenbildung, beschäftigt und einen Teil des Hauses belegen möchte. Dort könnten dann auch vom Verein organisierte Veranstaltungen oder Maßnahmen der Feriennaherholung stattfinden. Auch Kontakte zu Künstlern möchte man aufbauen.

Den Vorsitz des neuen Vereins wird voraussichtlich ebenfalls die Museumspädagogin Irina Wistoff übernehmen, als Schirmherr ist Bürgermeister Peter Wirtz im Gespräch, Mögliche Partner könnten Kultureinrichtungen wie Haus Schlesien oder das Thomasberger DBB-Forum werden.

Mit der Kindergartensituation beschäftigt sich der städtische Ausschuss für Soziales, Familie, Jugend und Senioren bei seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 18. Oktober, um 17 Uhr im Haus Bachem.

Quelle: General-Anzeiger vom 16.10.2007

PFEIL  Weitere Informationen:
Gefälle zwischen Berg und Tal
STATISTIK
Thomasberg hat zu viele, Oberdollendorf zu wenige Plätze