Stieldorf
Freitag, den 01. Januar 10zurück zur Liste

Fahrt der kfd nach Köln

Melatenfriedhof und Kirche Christi Auferstehung am 16. Juni 2009


Melatenfriedhof mit Dr. Baumerich


Die kfd hatte eingeladen, und 17 Leute aus der Pfarrei St. Margareta in Stieldorf waren der Einladung gefolgt.

Herr Dr. Baumerich, unser Führer, erwartete uns schon am Seiteneingang von Melaten. Nach einer netten Begrüßung waren wir alle wieder zu Atem gekommen, und nun betraten wir still und voller Ehrfurcht diesen historischen Zentralfriedhof von Köln. Im Laufe der Führung lernten wir viel über die Bestattungskultur im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Doch auch heute noch finden auf Melaten Beerdigungen statt. Willy Millowitsch, der beliebte Kölner Volksschauspieler, ist auch dort bestattet worden.

1805, während der französischen Herrschaft, hatte Napoleon die Bestattungen innerhalb der Stadtmauern aus hygienischen Bedenken mittels eines Edikts verboten. Daraufhin wurde 1810 der neue Zentralfriedhof auf dem Gelände des ehemaligen Leprosenhauses an der Aachener Straße vor den Toren Kölns eröffnet. Die Benennung "Melaten" leitet sich von dem französischen Wort "malade" (dt.: krank) ab.

Auf unserem Weg vom Seiteneingang des Friedhofs über die "Millionenallee", wo die wertvollsten Grabdenkmäler stehen, zum klassizistischen Portikus, dem Haupteingang an der Aachener Straße, lernten wir viel über das Verhältnis der damals lebenden Menschen zum Tode. Dr. Baumerich zeigte uns die Gräber von berühmten Kölner Bürgern. Wir sahen unter anderen die Grabmale der ehemaligen Kölner Bürgermeister Dumont und Burauen sowie die Grablege der Kölner Familie Boisserée, deren berühmte Söhne Melchior und Sulpiz Boisserée allerdings auf dem Alten Friedhof in Bonn bestattet sind. Wir gingen an die Gräber der Begründer des ehemaligen Wallraf-Richartz-Museums, Ferdinand Franz Wallraf, des leidenschaftlichen Kunstsammlers, und Johann Heinrich Richartz, der durch eine Stiftung den Museumsbau erst möglich machte.

Die Grabdenkmäler aus der Zeit des 19.Jh. wurden in verschiedenen Stilen erbaut, unter anderem neugotisch, in Barock und im Zopfstil, oft sogar in einem Mix aus verschiedenen Stilen. Sie entstanden ja zur Zeit des Historismus, in der man alle möglichen Stile kopierte. Wer zu Lebzeiten reich und erfolgreich war, wollte das auch nach seinem Tode darstellen.

Die zwei Stunden der Führung vergingen wie im Fluge, und wir verließen den Melatenfriedhof sehr beeindruckt.

Frau Mollweide übernahm nun die weitere Führung, um uns eine Kirche der Nachkriegszeit zu zeigen. Sie bot uns ein Kontrastprogramm. Wir wechselten vom 19. zum 20. Jh., vom Historismus zur Moderne, vom Tode zur Auferstehung. Vom Friedhof kommend, zogen wir zur Kirche Christi-Auferstehung in der Nähe des Aachener Weihers, die von Gottfried Böhm entworfen wurde, der heute 88 Jahre alt ist. Er ist ein Sohn der bekannten Architektenfamilie Böhm. Sein Vater war der berühmte Architekt Dominikus Böhm; drei seiner Söhne sind ebenfalls namhafte Architekten geworden. Gottfried Böhm ist mit bedeutenden Bauten zu Weltruhm gelangt. Er baute u.a. auch die Pilgerkirche in Neviges. In Köln begegnen wir ihm mit den WDR-Arkaden oder der Kapelle für die "Madonna in den Trümmern" von St. Kolumba, um nur einige seiner Werke zu nennen.

Gottfried Böhm wollte nach den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges etwas ganz Neues schaffen und nutzte zum Bau der Auferstehungskirche Sichtbeton und rote Klinker. "Von außen gesehen ist die Kirche zu vergleichen mit einem Gebirge aus Betonfelsen, die himmelwärts streben", so erklärte uns Frau Mollweide. Eine andere Deutung vergleicht das Äußere der "Gottesburg" mit einem Weinberg, der terrassenförmig aufsteigt mit dem höchsten Punkt über dem Altar.

Als wir in die Kirche eintraten, umfing uns ein relativ dunkler Kirchenraum, Geborgenheit gebend und zum Gebet einladend. Über dem Altar erhebt sich ein hohes Gewölbe, das die Gebete gleichsam zum Himmel zieht. Und oben in schwindelnder Höhe sahen wir ein punktuell beleuchtetes Kruzifix, eine holzgeschnitzte barocke Arbeit aus dem 16. Jh., schweben. Wir sahen den raumbeherrschenden Altar aus Lava. Das beeindruckende Sakramentshaus besteht aus Pepperino, aus einem vulkanischen Stein italienischer Herkunft. Den Abschluss der Säule bildet das Lamm Gottes, das, von vorne angestrahlt, einen deutlichen Schatten auf die dahinter liegende Wand wirft. Der Tabernakel ist mit einem Bergkristall geschmückt, der den strahlenden Morgenstern symbolisiert, womit der Messias gemeint ist. Wir waren beeindruckt von der modernen Architektur und der Gedankentiefe des Architekten Gottfried Böhm und hätten noch länger in dieser Geborgenheit gebenden Kirchenhülle verweilen mögen. Es gab so viel zu sehen! Hat sich das Auge erst einmal an das Dunkel gewöhnt, so erfreut es sich an dem sparsam eindringenden Licht durch ganz besondere moderne Fenster aus Kunstharz, die ebenfalls voller Symbolik stecken. Man kann die Stimmung des Raumes nicht erklären, man muss die Kirche selbst gesehen haben. Unser Besuch endete mit einem Gebet.

Froh über dieses schöne gemeinsame Erlebnis, machten wir uns auf den Heimweg. Der Nachmittag in Köln ging fröhlich zu Ende. Spät, aber gut gelaunt, kehrten wir mit Bus und Bahn nach Stieldorf zurück.

Annemarie Ohlert