Stieldorf
Donnerstag, den 07. Januar 10zurück zur Liste

Was soll das große Lebkuchenherz in der Krippe?

Krippenfahrt der kfd nach Köln


Die kfd St. Margareta Stieldorf fuhr am 7.1.2010 wieder zu den Kölner Kirchen und ihren Krippen. Es war das 17. Jahr unserer Krippenwege. Auch in diesem Jahr sollte uns wieder Neues und Interessantes erwarten.

Die erste Station war Neu St. Heribert in Köln-Deutz. Hier hatte Heribert, der 34. Bischof von Köln (nach Maternus), um die erste Jahrtausendwende ein Kloster gegründet. In Deutz, in Alt St. Heribert, ließ er sich auch begraben.

In der Zeit der großen Industrialisierung im 19. Jahrhundert zogen viele Menschen nach Deutz. Eine neue große Kirche war notwendig geworden. So entstand die drittgrößte Kirche von Köln, Neu St. Heribert, im neoromanischen Stil. Sie wurde gestiftet von einer einzigen Frau, die ein Gut und große Ländereien in Deutz besaß. Alles schenkte sie für diese Kirche.

Im Inneren der Kirche leuchtete uns der kostbare goldene Schrein des Hl. Heribert entgegen. Er soll in der gleichen Werkstatt wie der Dreikönigschrein entstanden sein.

Wir konnten uns in Ruhe die große Krippe ansehen. Die Hl. Familie empfing im geräumigen Stall die Hl. Drei Könige: das gewohnte Bild mit den uns bekannten, beweglichen Lita-Mertens-Figuren, wie wir sie von Stieldorf her kennen.

Alles schien uns hier vertraut, so wie wir Krippen zu sehen gewohnt sind. Wirklich das gewohnte Bild? Nein, Josef hatte das Kind auf dem Schoß, nicht Maria. Ähnliche Überraschungen erlebten wir in den letzten Jahren häufiger. Josef hat eine Aufwertung erfahren. Er nimmt am Geschehen teil, während er früher etwas verloren abseits stand. Hier drückt sich eine Veränderung der Vaterrolle in unserer Gesellschaft aus.

In der wunderbaren geräumigen Kirche, dem "Düxer Dom", hätten wir gerne noch länger verweilt wegen mancher kostbarer Ausstattungsstücke, die es lohnten, länger betrachtet zu werden.


Weiter ging es mit der Bahn über den Rhein zu zwei weiteren Kirchen, die zu einer Pfarreiengemeinschaft gehören und nahe beieinander liegen, am Zülpicher Platz: St. Mauritius und Herz Jesu. Es sind zwei Kirchen im neugotischen Stil. Sie hatten das gleiche Schicksal, weil sie im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurden und daher in den 50er Jahren unter großen Anstrengungen in neuer, moderner Form wieder aufgebaut wurden, wie es heißt "unter Verwendung aller noch zu rettenden Teile". Daher sind sie interessante Bauwerke aus zwei verschiedenen Bauepochen.

In Herz Jesu, wo wir uns besonders die Krippe ansehen wollten, erlebten wir so etwas wie einen kleinen Schock. Nichts war uns hier vertraut in der Krippe, außer den großen holzgeschnitzten Figuren auf einer breiten Fläche. Vor dem Altar aber viele Gegenstände, die wir zunächst nicht einander zuordnen konnten. Ein Textblatt brachte "Licht ins Dunkel". Beide Kirchen haben jedes Jahr ein gemeinsames Thema, das sie der Kirchengemeinde und den Kirchenbesuchern darstellen wollen. In diesem Jahr war das Thema "Wendezeiten".

Je ein Bibelzitat aus der Weihnachtsgeschichte verdeutlichte uns eine Wendezeit – in der politischen Geschichte, in der Kirchengeschichte und in unserem persönlichen Leben.

Am überzeugendsten war vielleicht ein großes buntes zerbrochenes Lebkuchenherz, auf dem "Ich liebe dich" stand. Der Bruch deutete die zerbrochene Beziehung zwischen zwei Menschen an, die nun an einer Wendezeit in ihrem Leben standen.


Nach der Mittagspause ging es weiter zur Kirche Hl. Kreuz im Dominikanerkloster in der Lindenstraße. Hier wurde die Kirche nach der Kriegszerstörung ganz neu aufgebaut, heute sehr modern wirkend in hellen, freundlichen Farben.

In dieser Kirche fanden wir die Schneekrippe, die einzige in der Stadt, die den Winter zeigt. Die Hl. Familie in einem Blockhaus-Stall inmitten einer alpinen Schneelandschaft. Auch die Gämse fehlte nicht. Alles war sehr liebevoll gestaltet. Die kleinen mit Stoff bekleideten Figuren stammen aus Oberammergau. Alles wirkt sehr idyllisch. Auch Kinder haben an dieser Krippe großen Gefallen. Die Intention lautet hier: nach der Begegnung mit dem Kind in der Krippe zur Gemeinschaft finden. Die Hirten stehen in Gruppen im Gespräch zusammen, am Brunnen, ums Feuer, beim Engel; eine Gruppe musiziert zusammen. Der Zug der Hl. Drei Kö¬nige kommt überaus prächtig mit zwei hochbeladenen Kamelen durch den Schnee gezogen.


Die 5. Station war für uns St. Aposteln, die wunderbare große romanische Basilika am Neumarkt. Hier machten Kaiser und Könige, die von ihrer Krönung in Aachen nach Köln gezogen kamen, Station, um dann zum Dom zu den Hl. Drei Königen weiterzuziehen und sie dort zu verehren. An der Krippe trägt einer der Könige eine Krone, die der Karlskrone entfernt ähnlich sieht.

Durch die gute Beziehung von Frau Zündorf zu dieser Kirche bekamen wir eine kleine Sonderführung, in der uns der große wunderbare Radleuchter mit Tabernakel über der Altarinsel erklärt wurde. Wir konnten auch noch einen Blick in die Sakristei werfen. Hier wurde uns als besondere Kostbarkeit ein kleiner tragbarer "Feldaltar" gezeigt, den ein Priester dieser Kirche vor kurzem geschenkt hatte – ein Klappaltärchen aus dem 2. Weltkrieg.


Den Abschluss fand unsere Tour mit einem Rundgang durch den Dom. In der Krippe sahen wir eine neue Figur: den Feuerwehrmann. Er erinnert an ein Mitglied der Feuerwehr, das sich bei dem tragischen Einsturz des Kölner Stadtarchivs in hervorragender Weise eingesetzt hatte.

So erfahren Kölner Krippen manche Aktualisierung. Beim Rundgang durch den Dom meinten einige Teilnehmer noch etwas vom Weihrauch des Dreikönigsfestes am Tag vorher zu spüren.

Bei unserer Fahrt und den vielen Fußmärschen erlebten wir wieder eine gute Gemeinschaft und viel Freude.

Magdalene Mollweide

Krippe in St. Aposteln

Krippe in der Kirche "Maria in der Kupfergasse"

Schneekrippe