Thomasberg / H'rott
Sonntag, den 02. Dezember 07zurück zur Liste

Adventweg 2007

In den Kirchen von Thomasberg und Heisterbacherrott gibt es in diesem Jahr wieder einen Adventweg zu betrachten. In diesem Jahr ist ein Abgrund und seit dem 2. Advent darüber eine Brücke zu sehen. Woche für Woche wird der über die Brücke mit einer anderen Farbe dargestellt und sind andere Worte auf dem Weg zu sehen. Zum Bußakt an den vier Adventsonntagen werden die Mitfeiernden in die Bedeutung der jeweiligen Darstellungen eingeführt. Mit einem Klick auf die Fotos der schon erstellten Darstellungen können die dazugehörigen Meditationstexte abgerufen werden.

1. Advent Abgrund – Farbe schwarz

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen Adventsweg, der uns bei unserer Vorbereitung auf die Ankunft Christi begleiten soll.
Heute sehen wir nur einen Abgrund, dargestellt durch ein schwarzes Tuch. Wie dieser Abgrund überwunden wird, erfahren wir an den folgenden Sonntagen.
Die Farbe schwarz symbolisiert die Finsternis, das Böse, die dunklen Seiten unseres Lebens. Im schwarzen Abgrund befinden sich Steine, auf denen sich eben diese dunklen Seiten wiederfinden. Wir lesen darauf Begriffe wie: Armut – Streit – Vernachlässigung – Intoleranz – Eifersucht – Neid.
Der heilige Paulus spricht in der heutigen Lesung davon, dass wir wach werden sollen, „aufstehen vom Schlaf“ nennt er das. Wir sollen die Werke der Finsternis ablegen. Damit meint er sicher auch so etwas, wie es auf den Steinen steht.
Auch das Tagesevangelium ermahnt uns zur Wachsamkeit, weil der Menschensohn kommt wie ein Dieb in der Nacht.
An dieser Wachsamkeit hindern uns die dunklen Seiten, das, was uns belastet.

Wir schauen nun auf unser Adventsbild und betrachten, was sich in diesem Abgrund auftut.

• Armut – nicht nur materielle, sondern oft auch geistige Armut. Versuchen wir wirklich, gegenzusteuern? Oder fragen wir nur: Wie kann Gott das zulassen?“ und nicht „Wie können wir so etwas zulassen?“
• Streit – sind wir in der Lage, Streit zu schlichten? Bemühen wir uns, andersartige Vorstellungen neben den unseren stehen zu lassen, ohne dabei unseren Standpunkt – und auch unseren Glauben - aufzugeben?
• Vernachlässigung – Kümmern wir uns um die Menschen um uns herum, auch um die, die uns vielleicht nicht unbedingt sympathisch sind? Machen wir unsere Augen auf? Oder laufen wir nur mit Scheuklappen durch die Gegend und nehmen außer uns selbst kaum jemanden wahr?
• Intoleranz – Können wir es ertragen, dass andere anders denken und fühlen als wir selber? Bringen wir anderen Respekt entgegen?
• Eifersucht und Neid – zwei hässliche Geschwister. Verkraften wir, dass es angesehenere, liebevollere, auch wohlhabendere Menschen gibt als uns? Können wir uns am Erfolg anderer Menschen freuen?

Sicher fällt Ihnen noch mehr ein, was uns im Weg steht oder auf dem Magen liegt. Das, was Wir laden Sie deshalb ein, das, was Sie belastet, nach der heiligen Messe auf einen Stein zu schreiben und in den Abgrund zu – in Anführungszeichen – werfen. Dazu liegen Stifte und Zettel bereit. Sie können auch unter der Woche gerne noch etwas hinzufügen. Trauen Sie sich und werfen Sie Ballast ab!

2. Advent Hoffnung – Farbe Grün

Unser steiniger Abgrund ist heute von einer Brücke überspannt. Die Brücke ist bedeckt mit einem grünen Tuch. Grün steht für die Hoffnung.
Auch in den Lesungen ist heute von Hoffnung die Rede. Wir hoffen in dieser adventlichen Zeit auf die Ankunft des Herrn.

Unsere Hoffnungsbrücke führt von uns zu Menschen in Not. Sie sollen auf unsere Hilfe hoffen dürfen. Nicht nur, weil es zu unseren Aufgaben als Christen zählt, Menschen in Not zu helfen, sondern auch, weil wir in diesen besinnlichen Tagen der Umkehr und Hinwendung zu Gott empfänglicher sind für die Nöte und Ängste unserer Mitmenschen.

Wir schauen auf unsere Adventsbild und überlegen, wie wir den Brückenschlag schaffen, wie wir helfen können:
Auf der einen Seite stehen die „westlichen Staaten“, „wir“, „unsere Gemeinde“. Auf der anderen Seite die „armen Länder“, Länder, die wir mit unseren Missionsprojekten unterstützen wie „Burundi“ oder „Bangladesch“, und - allgemeiner gehalten „Mitmenschen in Not“.

Unsere Regierungen sind sich ihrer Verpflichtung gegenüber Armut und Hunger bewusst und leisten Entwicklungshilfe, bieten Schuldenerlass. Aber oft werden angestrebte und versprochene Ziele nicht erreicht.
Wie sieht es bei uns aus:
• Interessieren wir uns für unsere Mitmenschen in den armen Ländern unserer Erde?
• Versuchen wir etwas gegen den Klimawandel zu tun, dessen Folgen gerade den Benachteiligten noch mehr Dürren und Hunger bringt?
• Weigern wir uns Produkte zu kaufen, an deren Entstehung Kinder mitgewirkt haben und deshalb nicht zur Schule gehen konnten?
• Unterstützen wir Hilfsaktionen wie z.B. unseren Basar?

Menschen in Not – oft wohnen sie gar nicht so weit von uns entfernt. Wir leben hier in einem funktionierenden Sozialstaat, aber Probleme gibt es dennoch genug.
• Nehmen wir Not in unserer Umgebung wahr, oder sehen wir lieber rasch daran vorbei?
• Haben wir ein freundliches, aufmunterndes Wort für jemanden, der es gerade nötig hat?
• Achten wir unsere Mitmenschen mit der ihnen zustehenden Würde?
• Packen wir selbst mal helfend mit an, oder vermitteln an geeignete Stellen weiter?

Werfen wir noch einen Blick auf unsere Hoffnungsbrücke, eine Brücke zu unseren Mitmenschen in Not. Vielleicht denken Sie jetzt an jemand ganz bestimmtes. Haben sie Mut zum Brückenbauen!



3. Advent Glaube – Farbe Blau

Unsere Brücke hat diese Woche die Farbe blau. Sie steht für den Glauben.
„Bist du es auf den wir warten?“, fragt Johannes im Evangelium. Die Frage ist heute so aktuell wie damals. Können wir das - Glauben ohne Beweise zu haben? Glücklich kann sich der Mensch nennen, der offen ist für die Zeichen Gottes und sie versteht.

Wir wollen heute eine Brücke in unserem Pfarrverband bauen.
Was beeinflusst unseren Glauben wenn wir an die Veränderungen denken, die durch die neuen Strukturen unumgänglich sind?
Wie empfinden wir die Situation in unserer Gemeinde?
Wir schauen auf die eine Seite der Brücke und bringen unsere Ängste und Sorgen zum Ausdruck:
• Wir müssen bezüglich der Gottesdienste Einschränkungen hinnehmen.
• Wir müssen unseren kath. Kindergarten aufgeben, während die meisten Gemeinden ihren Kindergarten behalten
• Durch Sparzwänge musste Personal gekürzt werden
• Wir mussten ein Pfarrheim schließen
• Es herrscht eine gewisse Rivalität zwischen den Gemeinden
• Können wir unsere gewachsenen Aktivitäten in unserer Pfarre auch weiterhin durchführen?
• In Zukunft wird es keinen gewählten Pfarrgemeinderat vor Ort geben, dadurch ist die Kontinuität in der Arbeit nicht mehr gewährleistet

Auf der anderen Seite der Brücke sehen wir aber auch Chancen die sich für uns ergeben:
• Es gibt pfarrübergreifende Angebote für die verschiedenen Gruppen
• Es gibt Möglichkeiten einer Organisationsvereinfachung für unser Seelsorgeteam im pastoralen Bereich
• Es gib für alle kath. Kinder einen Kindergartenplatz im Pfarrverband
• Es gibt ein breitgefächertes Gottesdienstangebot im Pfarrverband mit vertrauten Seelsorgern

Womit können wir den Abstand zwischen den Gemeinden überbrücken?
Aufmerksamkeit und Offenheit schafft eine Basis für Gemeinsames
Information sorgt für gegenseitige Aufmerksamkeit
Voneinander lernen und gegenseitig um Hilfe bitten fördert das Vertrauen
Einladungen annehmen und aktiv mitmachen lässt uns zusammenwachsen

Auch wir wissen nicht, was die Zukunft uns noch bringt. Aber wenn wir die verschiedenen Weisen sehen wie Glaube in unserem Pfarrverband gelebt wird, kann es uns bereichern und unseren eigenen Glauben stärken. Wir können voll Vertrauen davon ausgehen, dass Gott mit uns auf dem Weg ist.



4. Advent: Die Liebe – Farbe Rot


Wir wollen auch heute auf unsere Brücke schauen und auf uns wirken lassen, welche Gegensätze und Abgründe überbrückt werden können. Die Brücke trägt die Farbe Rot, Symbol für die Liebe als wichtigster Tugend.
Welche Personen befinden sich auf der einen und der anderen Seite dieser Liebesbrücke?
Wir entdecken Kinder und deren Gegenüber – die Eltern. Dort ist der Mann, da die Frau in ihrer verschiedenen Geschlechtlichkeit. Schließlich lebt die Familie nicht für sich, sondern in einem spannungsreichen Gegenüber zu den Anforderungen, die der Arbeitgeber, die Vereine und die öffentlichen Einrichtungen an sie stellen.
Jede und jeder einzelne von uns steht auf dieser Seite – umgeben, getragen oder herausgefordert von den Mitmenschen auf der anderen Seite.
Die Familie steht im Jahr der Familie im Mittelpunkt des Interesses, sei es im politischen oder gemeindlichen Leben.
Von den tiefen Abgründen, die sich auftun im familiären Beziehungsgeflecht, erfahren wir fast täglich:

• Eltern vernachlässigen und quälen ihre Kinder auf unvorstellbare Weise

• Kinder lassen ihren Frust gewalttätig an Mitschülern und Lehrern aus

Weniger dramatisch aber durchaus bedenklich stimmen folgende Entwicklungen:


• Männer und Frauen binden sich nur auf Zeit aneinander als so genannte Lebensabschnittsgefährten

• Jede dritte Ehe wird heute wieder geschieden

• Viele Frauen begründen ihre Kinderlosigkeit damit, dass sie keinen zuverlässigen Partner gefunden haben

• Alte Eltern leiden darunter, dass die Familie der Kinder weit weg wohnt

Unser heutiges Evangelium spricht eine Krise in der Familie an, die uns heute wahrhaftig nicht fremd ist: Da muss ein Mann scheinbar eine tiefe Kränkung und Verletzung der männlichen Ehre hinnehmen. Ihm wurde jedoch von einem Engel – einem Gottesboten – über den Abgrund von Nichtverstehen und Misstrauen hinweggeholfen.
Wie kann uns der Brückenschlag zwischen den Generationen und Geschlechtern gelingen?

• Als Partner könnten wir immer wieder versuchen, großzügig zu sein, auch wenn die Schwächen des Anderen mich ärgern

• Wir könnten auch Engel im Alltag sein,
- indem wir uns einmischen, wenn wir Not wahrnehmen
- indem wir unser Wissen bereitstellen und zu vermitteln versuchen
- indem wir uns einbringen in tätiger Nachbarschaftshilfe als Krankenbesuchsdienst, Hospizmitarbeiterin, freiwillige Familienbegleiter oder Caritassammler
- indem wir unseren Familienangehörigen das kostbare Gut „Zeit“ schenken