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Zukunftsprojekt MiR 2030 - Erhebungsphase

Welche Ergebnisse hat die Erhebungsphase gebracht?

Verzögert durch die Corona-Situation konnten im Jahr 2021 endlich die Auswertungsergebnisse der Erhebungsphase dem Pfarrgemeinderat und den Ortsausschüssen vorgestellt werden. Insgesamt wurden 261 standardisierte Interviewbögen ausgewertet: 73 aus St. Pankratius, Oberpleis (davon aus Eisbach 22), 21 aus St. Margareta, Stieldorf, 59 aus St. Joseph und St. Judas Thaddäus, Thomasberg/Heisterbacherrott, 29 aus Zur Schmerzhaften Mutter, Ittenbach, 69 aus St. Mariä Himmelfahrt, Eudenbach sowie 10 aus dem Seelsorgebereich. Mit 69 von 261 eingegangenen Interviewbögen hat Eudenbach die größte Reichweite der Erhebung im Verhältnis zur Pfarrei (ca. 1.100 Katholiken bei ca. 2.100 Einwohnern). Dieses Ergebnis wird übertroffen, betrachtet man ortsteilbezogen in den 73 Rückläufen aus Oberpleis die 22 eingegangenen Interviewbögen aus Eisbach (ca. 110 Katholiken bei ca. 200 Einwohnern).

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Erwartungsgemäß werden die fünf Pfarreien von den Interviewpartnern/innen sehr unterschiedlich wahrgenommen. So werden die Pfarreien St. Mariä Himmelfahrt, Eudenbach, und Zur Schmerzhaften Mutter, Ittenbach, als eigenständige Gemeinden beschrieben, die gut mit dem Lebensraum vernetzt sind. St. Pankratius, Oberpleis, und St. Margareta, Stieldorf, hingegen sind „Kirchspiele“. Hier vollzieht sich „Gemeindeleben“ vornehmlich in den Kapellengemeinden der Dörfer. Die Pfarrei wird eher als Gottesdienstort und Angebot zum Sakramentenempfang wahrgenommen. In der Pfarrei St. Joseph und St. Judas Thaddäus, Thomasberg/Heisterbacherrott, scheinen nach wie vor zwei gewachsene Ortsstrukturen zu bestehen, die besonders für Lebensältere eine Bedeutung haben.

Abgesehen von St. Margareta, Stieldorf, werden gemeindliche Aktivitäten überwiegend von Ehrenamtlichen getragen. Das Verantwortungsbewusstsein für eine aktive Mitarbeit scheint in den vergangenen Jahren gewachsen zu sein. Dabei wird in allen Pfarreien ein optimistisches Bild der zukünftigen Entwicklung gezeichnet. Als entwicklungsförderliche Faktoren werden befristete Projekte und Aufgabenübernahmen, eigenverantwortliches und selbständiges ehrenamtliches Engagement, Neugründungen aus bestehenden Gruppen heraus, Mut zur Entscheidung, neue Formate und Angebote für Bedarfe und Bedürfnisse, motivierende Anliegen, Kinder- und Jugendorientiertheit, hinreichende finanzielle Ausstattung, ökumenische Zusammenarbeit, gute Vernetzung und konkurrenzlose Zusammenarbeit im Lebensraum sowie geeignete ehrenamtliche Leiter/innen genannt.

Weiterentwicklung erscheint hingegen gehemmt durch Überalterung und das Fehlen von Lebensjüngeren, einen Mangel an ehrenamtlichen Leitungskräften, ein nachlassendes Interesse an bestimmten Formaten, die Veränderung kirchlicher Strukturen mit einem Wegfall von hauptamtlichem Personal, Gottesdiensten und kirchlichen Angeboten sowie größere räumliche Entfernungen, den Abbruch der volkskirchlichen Sozialisation, den Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche und Kommunikationsdefizite.

Als Gewinn aus der Zusammenarbeit mit „nichtgemeindlichen Gruppen/ Aktivitäten“ werden folgende Momente beschrieben: Austausch und Vernetzung, Koordinierung eines guten Zusammenlebens vor Ort, Informationsverbreitung und Öffentlichkeitsarbeit, Vertretung gemeinsamer Interessen und deren Verfolgung, Traditionspflege und Erhalt des (christlichen) Brauchtums.

Eine ausführliche Ergebnisdokumentation können Sie downloaden, wenn Sie den entsprechenden Link in der rechten Spalte anklicken.

Was lässt sich aus den Ergebnissen der Erhebungsphase für die nächste Phase des Prozesses MiR 2030 ableiten? Mit dieser Frage wird sich – so die Corona-Situation dies zulässt – im Frühsommer 2022 ein Pfarrkonvent mit PGR und den Ortsausschüssen beschäftigen, an dem auch der PGR des Talbereichs des Sendungsraums Königswinter beteiligt sein wird.

Eines scheint sich schon jetzt abzuzeichnen: Für die Weiterentwicklung unserer Gemeinden werden Antworten auf die Fragen „Was benötigen Menschen vor Ort und wie kann Kirche dabei hilfreich werden, ein gelingendes und sinnvolles Leben zu fördern?“ entscheidend sein. Wir werden die Vorstellung, dass sich nur derjenige einer Gemeinde zugehörig fühlen darf, der den Anforderungen der Gemeinde entsprechen will und kann, aufgeben müssen. Und es ginge dann weniger um die Sorge und den Erhalt aller möglichen Aktivitäten und Gruppierungen, die zu unserem aktuellen Gemeindeverständnis gehören. Vielmehr stünden die normalen Lebenswirklichkeiten der Menschen außerhalb der „kirchlichen Käseglocke“, die uns gegenwärtig im Gemeindealltag kaum zu interessieren scheinen, im Mittelpunkt unseres Auftrags als Kirche. Wir müssten uns also in den Alltag der Menschen hineinbegeben und entdecken, dass Gott schon immer in den Lebenswirklichkeiten der Menschen zugegen ist und nicht nur in den Bezügen „innerhalb der Käseglocke“. Zugespitzt stellen uns die Ergebnisse der Erhebungsphase unseres Zukunftsprojektes MiR 2030 vor die Frage: Sind wir für die Menschen von heute da oder sind die Menschen von heute dafür da, dass unser Bild von Gemeinde/Kirche so bleibt wie es schon immer war? Brauchen wir als Seelsorger oder als Gremien der Pfarreien Menschen, damit unsere Vorstellung von Gemeinde/Kirche erhalten bleibt, oder dürfen und müssen diese uns gebrauchen können, damit die Verheißung von Kirche für sie erlebbar werden kann?

Darüber müssen wir in der nächsten Etappe von Mir 2030, der Befragungsphase, sprechen und diskutieren.


P.S.: Für Fragen und Anregungen stehen zur Verfügung: 
Albert Hemmer 02223-278154, Johannes Herzog 02244-82871, Burkard Severin 0170-4702135.

MiR 2030

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